Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

ANDERE BEISPIELE DES ÜBERGANGSSTYLS IN ARCHITEKTUR etc. 
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gewölben versehen sind, während die beiden übrigen Seiten die 
blossen Mauern zeigen. Gegenüber dem Eingangscorridor führt 
links hinauf eine Freitreppe. Die Bildung der Pfeilersäulen ist 
sehr interessant. Ihr Schaft ist achteckig, die jonische Basis 
zeigt die romanischen Eckblätter (es ist dies ein Fingerzeig 
dafür, dass die Renaissance nicht blos durch Anknüpfung an 
die Antike selbst, sondern auch durch Wiederaufnahme der 
durch die Gothik verdrängten romanischen Motive entstand). 
Das Capitäl ist composit, aber hart und primitiv, und halb 
noch in dem Styl des 14. Jahrhunderts gehalten. Ueber einem 
trockenen Kranz von Akanthusblättern ragt ein Kranz von lan- 
zettförmigen Palmblättern empor und trägt den Abakus, der 
unten gegen das Blattwerk hin durch Eierstab und jonische 
Voluten geschmückt ist, während der obere Theil derselben 
kahl ist und nur in der Mitte eine Rosette trägt. Der Palast 
scheint zu verschiedenen Perioden gebaut worden zu sein; an 
der andern Seite des Hofes sind achteckige Pfeiler mit Capi- 
tälen, welche auf vier Seiten Halbkugelsegmente zeigen. Offen- 
bar können diese nicht jünger als vom I4. Jahrhundert sein. 
Schon fast Renaissance ist dagegen anderseits die Brüstung der 
Freitreppe. Von der dritten Stufe an erheben sich auf jeder 
folgenden nach oben kurze jonische Säulchen mit attischer 
Basis unten, sowie einem gleichgeformten Glied oben unter den 
Voluten des Capitäls. Diese Säulchen-Balltistrade ist durch ein 
vielgegliedertes, steil profilirtes Gesims oben abgeschlossen, wel- 
ches sich auch auf den zwei untersten Stufen, der Richtung dieser 
folgend, fortsetzt und auf der untersten in eine Volute ausläuft. 
Im Anschluss an dieses Capitel erlauben wir uns einige 
Producte der frühesten Renaissance in Figuren-darstellender 
Sculptur anzuführen, die sich im Hof desselben Palazzo Cani- 
giani befinden. Auf dem untersten Theil des Balustradensimses 
der erwähnten Treppe steht eine weibliche Figur, die 
Fülle, von Sandstein. Sie trägt unverkennbare Spuren Dona- 
tellischen Charakters, wenn auch noch in der plumpesten und 
rohesten und zugleich in alterthümlich starrer Weise an sich. Eine 
nackte Mädchenügur, Welche nur die Scham mit einem faltigen 
Streifen des hinten herunterfallenden Gewandes verdeckt hat, hält 
ein Füllhorn in der Linken an den Körper angepresst, während der 
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