Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

KÜNS] LER DES ZWEITEN DOMPORTA] 
spätgothischer Realist war, bezeugt vorzüglich das unorga- 
nisch aufgeklebte Blattwerk, womit zum Theil seine Thür- 
einfassung geschmückt ist, eine Art der Ausschmüclatlng, die 
ebenso der Spätgothik eigen war, als die realistische Natur- 
nachahmung in diesen einzelnen Blättern (Feigen und Epheu). 
Dass er gerade Feigenblätter wählte, gibt ebenso Zeugniss ein- 
mal von seiner Neigung zum unmittelbaren trad-itionsfreien Im- 
provisiren und Schaden an der Hand der Natur, wie von dem 
Einfluss, den die Natur und somit wahrscheinlich auch die 
Kunst Italiens bereits auf ihn ausgeübt hatten. Letzterer Um- 
stand erklärt seine gleichzeitige lXnnäherung an antike Motive 
neben seinem deutsch-gothischen Realismus. 
Aber sei-ne antikisirenden Akanthusrankexu sind noch sehr 
strunkartig und starr und hierin weisen ihm gegenüber Niccolö 
d" Arezzo und seine Gehilfen einen Lmgehcuren technischen und 
formellen Fortschritt auf. 
Niccolo d' Arezzo mag sich, von des Deutschen Beispiel 
angeregt, die HHIll{Cl1_REIHkCH-OTIILIIIIEÜIC genau angesehen 
haben, als er 1400 in Rom war. So kam es, dass er sich, den- 
selben einen entschieden römischen Anstrich gebend, zugleich 
der Renaissance um einen grossen Schritt näherte. 
Seine Ornamente haben noch nicht das Feine, Zierliche, 
oft sogar Schwächliche und Goldschmiedartige der ausgebildeten 
Renaissance-Dmamentik, sondern es ist darin eine eigenthüm- 
liche Belebung und Durchdringung des italisch-gothischen, unge- 
lenken und schweren Blattwerkes mit der kraftvollen Eleganz 
des altrömischen zu erkennen. Das monotone, schwere Blatt- 
werk mit den derben Stielen, breiten Blattliächen und spar- 
samen Ausschneidungen, wie es noch an den Ornamenten des 
Simone di Francesco Talenti in den Fensterfüllungen von Or 
San Michele, oder an den Pfeilercapitälen des Francesco Talenti 
im Dorn und in der Loggia dei Signori zu sehen ist, hat unter 
Niccolifs Hand unversehens eine Metamorphose durchgemacht, 
welche noch den Ausgangspunkt, zugleich aber auch schon 
römische antike Vorbilder darin erkennen lässt. 
An die alte Zeit erinnert das vielfache Umkippen der 
Blattspitzen, das Vorherrschen und häufige Zusammendrängen 
breiter Blattßächen, sowie ein Rest von Trockenheit und Derb-
	        
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