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KÜNSTLER DES ZWEITEN DOMPORTALS etc.
Dombaumeister Giovanni d'Ambrogio, in der architektoni-
schen Anordnung, sondern auch die ausführenden Bild-
hauer, Niccolö von Arezzo und Antonio di Banco und sein
Sohn, das südliche Portal des Piero di Giovanni Tedesco zum
Vorbild nahmen.
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Allerdings besteht die Aehnlichkeit der Sculpturen am
nördlichen Portal mit denen am südlichen mehr nur in der
geistigen Auffassung und in den Motiven, mit denen sie ge-
meinsam Front gegen die unmittelbar vorhergegangenen trans-
cendentalen Tendenzen machen, als in der Ausführung selbst.
Auch an ihren Motiven selbst ist an und für sich nicht Alles
neu gegenüber den früheren Werken des Mittelalters in seinem
ganzen Umfang, wohl aber gegenüber der unmittelbar vorher
herrschend gewordenen Richtung.
Wir haben bereits angeführt, dass schon die Pisaner mit
Vorliebe Akanthusranken mit allerlei Genreügürchen belebten.
Und wie bei ihnen deutlich darin die Imitation nach antiken
Ornamenten hervortritt, ebenso scheinen Piero di Giovanni und
"Niccolo d'Arezzo, sowie auch Jacopo di Piero an seinem TaufÄ
brunnen in Orvieto wieder dieselben Muster vor Augen gehabt
zu haben.
Ausserdem tritt bei Piero di Giovanni und Niceolo
d'Arezz0 (sowie auch Jacopo di Picro) ein Motiv besonders
hervor, was bei ähnlichen pisanischen Arbeiten Weniger be-
merkbar ist: die Darstellung nackter, schalkhafter,
scherzender, spielender musicirender Putten, ein
Motiv; was später in der eigentlichen Renaissance eine Haupt-
rolle spielt, hieruaber bereits in der Idee und in den Bewegungen
schon völlig entwickelt erscheint. Dies und die Liebe zu hei-
terem Realismus und liebevoller Naturbeobachtung ist das, was
die Künstler des nördlichen Portals hauptsächlich mitdem
deutschen Bildhauer gemeinsam haben und Wozu sie ihm ver-
muthlich die Anregung verdanken. Obwohl er alsiDeutscher
ein Vertreter der Gothik war, welche in Italien den Strom
classischer [leberliefertlng und classiscluen Realismus' gehenlmt
und irregeleitet hatte, so trug er anderseits als spätgothi-
scher Realist doch gerade dazu bei, vom Realismus aus
auch das Studium der Antike wieder zu fördern. Dass er