TNISSE.
DER SCULPTUR-RENAISSANCE GÜNSTIGE BAUVERHÄL
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Die Hauptsache von sculptorischerAusschmückung, wie auch
selbst die architektonische Vollendung des Doms war erst dem
15. Jahrhundert vorbehalten. Ebenso erhielt die Kirche Or San
Michele erst im 15. Jahrhundert ihren reichen, äusseren Schmuck
an Sculpturen, während allerdings das Marmortabernakel des
Orcagna vielleicht das Meisterwerk der Sculptur des 14. Jahr-
hunderts darstellt. Auch das Baptisterium hatte im 14. Jahr-
hundert erst eine Broncethüre erhalten, zwei sollten ihr noch
nachfolgen. Und der Silberaltar, der im 14. Jahrhundert be-
gonnen ward, doch auch erst im 15. zur Vollendung gedieh,
war als Werk der Goldschmiedkunst nur in zweiter Linie
wichtig für die Entwicklung eines monumentalen Sculpturstyls.
Wie aber die Regierung von Florenz zu Anfang des 15.
Jahrhunderts eine Fortsetzung und ein ruhmvolles und gedeih-
liches Ausleben der Optimaten-Oligarchie bildet, welche im
Verlauf des 14. Jahrhunderts unter der Führung der Albizzi
aus dem siegreichen guelfischen Bürgerthum emporgewachsen
war und sich als wahre Vertreterin des republikanischen Guelfen-
thums (allerdings mit Annäherung an die Ideen der Republik
Venedig) betrachtete, so hielten sich auch die Lenker des Horen-
tinischen Staates zu Beginn des 15. Jahrhunderts (unter denen
Niccolo d'Uzzano, Gino Capponi und Andere hervorragten)
patriotisch verpflichtet, die im vorhergehenden Jahrhundert, beim
beginnenden Glanz des republikanischen Optimatenregitnents,
unternommenen, zum Ruhm und Glanz des Staates dienenden
öffentlichen Bauten, dem ursprünglichen grossen Plan möglichst
entsprechend, würdig durchzuführen und zu vollenden.
Der Anfang des 15. Jahrhunderts ist desshalb noch wie
das Ende des 13. und das ganze 14. Jahrhundert durch das
Vorwiegen der öffentlichen Kunstförderung über die der Pri-
vaten gekennzeichnet. Die Privaten treten als Mäcene erst mit
dem Beginn der Herrschaft der Medici, sagen wir von 1434
an, in den Vordergrund.
In dieser ersten Epoche des 15. Jahrhunderts bewahrt die
Kunst desswegen einen noch monumentaleren Charakter, als
späterhin, da die Kunstwerke von der freien Luft in die Ge-
mächer der Grossen rücken. Die Sculptur speciell, -die aus den
eben genannten Gründen zu Anfang des 15. Jahrhunderts ganz