Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

BRUNELI 
ESCO UND DONATELLO IN ROM 
auch zu Ausgrabungen, um die Anlage der verschütteten Tem- 
pel und Paläste besser zu erkennen. Hiebei machten sie manchen 
reichen Fund, nicht nur an Schönen architektonischen Gliedern 
und herrlichen Statuen, sondern auch an Münzen und geschnit- 
tenen Steinen. So, heisst es z. B., hätten sie eines Tages eine 
antike Urne voll von Medaillen gefunden. Verwundert schauten 
die, damals sicherlich nicht weniger als heute abergläubischen 
und verdummten Bürger von Rom diesem seltsamen Treiben 
der Forestieri zu, die ihnen bald nur noch als Schatzgräber 
galten. 58 
Sowohl Brunellesco als Donatello kehrten jedoch für dies- 
mal der ewigen Stadt bald wieder den Rücken zußß Im Jahre 
14.06 finden wir Beide wieder in Florenz. Im Januar desselben 
Jahres wurde Brunellesco als Goldschmied zusammen mit 
den Goldschmieden Sirnone di Andrea (vielleicht der an- 
gebliche Bruder des Donatello), Lorenzo di Bartolo (Ghiberti), 
sowie mit Niccolö d'Arezzo und Benedetto il Pellegrino in 
einen Rath erwählt, der von den Dombauherren berufen wurde. 
Im Februar desselben Jahres werden sie jedoch schon wieder ab- 
gedankt. Vielleicht Wurden sie wegen einiger Fenster für den 
Dom zu Rathe gezogen, da wenigstens am 14.. März desselben- 
Jahres Ghiberti in einer solchen Angelegenheit bezahlt wird. 
Nach Vasari wäre Brunellesco nach Florenz zurückgekehrt, weil 
er das Klima von Rom nicht vertragen konnte; als Zeit seiner 
Rückkehr gibt Vasari das Jahr 1407 an, womit er diesmal dem 
wirklichen Datum näher kommt, als es ihm sonst bei chrono- 
logischen Angaben meist zu geschehen pflegt. 6" 
Schon diese Berufung des Brunellesco zu einer Berathung 
in der Dombauhütte zeigt uns, dass er bereits ein bedeutendes 
Ansehen in baulichen Angelegenheiten geniessen musste. Damit 
stimmt Vasari's Meldung überein, dass er bei seiner Ankunft 
mehrere Zeichnungen und Rathschläge für Bauten gab, welche 
während seiner Abwesenheit gelitten hatten. Auch sein Bio- 
graph erzählt, dass man ihn um diese Zeit schon bei allen Neu- 
bauten um Rarh fragte, und dass dadurch sein Ruhm stieg.  
Gleichwohl nahm Brunellesco jetzt noch keinen bleibenden Auf- 
enthalt in Florenz, sondern kehrte bis zum Jahre 1420 noch 
öfter nach Rom zurück, um sich in seiner stets mehr zur Reife
	        
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