SRUNEI
LESCO UND
DONATELLO IN ROM.
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"Brunellesco," sagt Vasari, "konnte nie einen Geist finden,
der ihm mehr zusagte, als der des Donato. In vertrauhchem
Gespräch fanden sie gegenseitig Genuss aneinander und tauschten
ihre Ansichten über die Schwierigkeiten ihrer Kunst aus."
Man ersieht schon aus diesen Worten, Wie die enge Freund"
schaft zwischen beiden Künstlern gemeinsame küHSYICTiSChe
Interessen ebenso zur Grundlage hatte, wie sie zu deren Förde-
rung wirksam beitragen musste. Es wird desshalb kein müssiges
Unternehmen sein, auch den Priv atcharakter beider Künstler,
soweit er auf ihre künstlerische Eigenthümlichkeit zurückwirken
konnte, in Kurzem zu skizziren.
Der Grundzug im Charakter des jungen Brunellesco Watl
"Sucht nach verdientem Ruhm." Um dieses Streben
herum gruppirten sich alle seine übrigen Eigenschaften und
Neigungen. Ehre suchte er schon beim Knabenspiel, bei dem
er stets eine gebietende Stellung einnahm. Keine Strafe wirkte
mächtiger auf ihn, als Schande, als begründete Demüthigung
seines Selbstgefühls; er musste sie um so tiefer fühlen, als ehr-
geizige Naturen ebenso reizbar als für eine wahre Kritik ern-
pfänglich sind. Zu dem Ehrgeiz und der Reizbarkeit gesellte
sich jedoch bei ihm nicht, wie oft, ein phantastischer Sinn, der
Entwürfe fasst, ohne Rücksicht auf deren Ausführbarkeit, und
der daher täglich ebenso viele Pläne wieder fallen lässt, als er
neue ausheckt; er besass kein sanguinisches Temperament, das
von momentanen Inspirationen abhängig ist. Nein, trotz seiner
umfassenden Gedanken und geistigen Interessen, trotz seiner
schöpferischen Erregbarkeit und Empfänglichkeit besass er doch
zugleich einen so scharfen und kalten Verstand, eine so gleich-
mässige und eiserne Ausdauer und Energie in der Durchführung
seiner einmal gefassten und als ausführbar erkannten Pläne,
dass er darin sich durch kein äusserliches und zufälliges Hinder-
niss abschrecken liess und den nüchterusten, blossen Verstandes-
menschen übertraf. Wenn er aber einerseits sich stets dessen
bewusst war, was er vermochte, so nahm er anderseits gerne
Belehrung an und anerkannte ohne Rückhalt die bedeutende
Leistung eines Andern, fern von jeder falschen Ueberhebung.
Als Knabe schon bewies er den Lehrern und Vorgesetzten, die
sein Vertrauen gewonnen hatten, warmen Dank und unbegrenzte