DIE FLORI
INTINISCHE SCULPTUR VOR
MONATE]
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tails sind. Wir haben in einer früheren Schrift ausführlich
gezeigt, wie Piero di Giovanni an einer "Fhüreinfassung des
Doms nicht nur in den ornamentalen Theilen, neben stren-
geren Akanthtlsranken im alten Styl, auch Feigeubläftßf mit
Feigen, Eichenlatib mit Eicheln etc. in treuester, realiSYlSChSU-"if
Nachbildung der Natur, sondern auch in den das Ornament
belebenden Figuren alle erdenklichen Scenen aus dem Leben
der Menschen und Thiere in überraschend naturwahrel" Weise
dargestellt habe. Ausserdem bringt er zum ersten Male "nackte
musicirende Kinder, die später in der Renaissance eine so grosse
Rolle spielten, als belebende Figuren des Ornaments zur Geltung.
Auch bei der Caritas des obenerwähnten Piero di Jacopo
kommen nackte Kinder mit entschiedenem Streben nach Rea-
lismus vor; dies ist wahrscheinlich dem Einfluss des Deutschen
zu verdanken, wie anderseits dieser sich vom Florentiner Manches
in Grazie und Technik angeeignet haben mag. Arbeiteten doch
Beide zu Anfang des 15. Jahrhunderts an dem Taufbecken des
Doms von Orvieto zusammen, in dessen reizenden, höchst gra-
ziösen, von Naturalismus sprudelnden und in einer miniatur-
artig feinen Technik ausgeführten Reliefs, ganz abgesehen von
den schwungvoll behandelten Ornamenten, fürwahr schon ein
Morgenroth der Renaissance zu begrüssen ist.
Wenn Giacomo di Piero durch erneute Sorgfalt und Piero
di Giovanni durch seinen deutschen, spätgothischen Realismus
neue Bewegung und Leben in die ornamentale und iigürliche
Sculptur von Florenz brachten, so ist Niccolo di Piero
d' Arezzo, zu dem wir nunmehr nach einer kleinen, noth-
wendigen Abschweifung zurückkehren, doch der eigentliche
Vertreter der Uebergan gsperiode von der toscanischen Gothik
zur Renaissance. Er betont nicht nur in der Ornamentik die
classischen Bestandtheile und verfeinert sie durch neue Stu-
dien nach der Antike, sowie durch geschmackvolle und
sorgfältige Behandlung und Ausführung, sondern er verfolgt
auch in der figürlichen Sculptur ein ganz neues Streben nach
gefühlvollem Realismus, nach energischem Ausdruck und indi-
vidueller Charakteristik, sowie nach Mannigfaltigkeit in den
Motiven. Er wirft den Druck der herrschenden classisch-trans-
cendentalen Dogmatik ab und sucht seine Figuren in der FOHTI