G OLDSCHMIEDKUNST TOSCANAS.
an deren oberen '25 Hälften. Die Reliefs sind mit grosser Ein-
fachheit, viel feinem Geschmack und Gefühl componirt, zeigen
aber eine sehr conventionelle Behandlung des Gewandes,
dessen schöne, geschwungene Faltenlinien, scharf von einander
geschieden, nebeneinander hinlaufen. Ausser einem Studium
der Antike in der Einfachheit und Anmuth der Compo-
sition, lässt sich am Styl dieser Reliefs noch eine eigenthüm-
liche Mischung von deutsch-gothischen und byzantinischen Ein-
HÜSSCD wahrnehmen, während sie ebenso selbständig und fremd
der Richtung des Giovanni Pisano, wie der des Giotto gegen-
überstehen. Gewiss ist der Einfluss der Goldschmiedtcchnik auf
diesen Styl nicht zu unterschätzen.
Ausser am Altar des S. Jacopo di Pistoja war es noch an
der ebenso prachtvoll ausgeführten Altarbekleidung von Silber
für das Baptisteritim von Florenz, wo Toscanas Goldschmiede
Gelegenheit fanden, ihr Bestes zu leisten. Mehr als hundert Jahre
(von 1366 1480) wurde daran gearbeitet. Diese Altarbekleidung
zeigt drei Fronten von m5 M. Höhe; die vordere derselben
zeigt eine Breite von T63 M., die beiden schmalen Seitenwände
messen je 0'535 M. in die Breite. Das Metallgewicht der ganzen
Arbeit beträgt 110'350 Kilogramm. Die Vorderfront ist durch
eine Mittelnische mit der Statuette des Täufers in zwei Hälften
getheilt, deren jede je zwei Reliefquadrate übereinander umfasst.
Diese sind durch Pilaster und Querstreifen mit gothischen
Nischen, Figürchen, Giebeln etc. getrennt. Ebenso zieht sich
oben eine Reihe gothischer Nischen mit 35 Figürchen von acht
Centimeter Höhe hin. Die Seitenfronten zeigen noch je zwei
Reliefqtladrate übereinander.
Nach einer Email-Inschrift der Basis wurde der Altar 1366
begonnen. Die ersten Aufträge dazu erhielten Betto di Geri,
Cristofano di Paolo, Michele di Monte und Leonardo
di Ser Giovanni. Da Letzterer gleichzeitig in Pistoja arbeitete
und hier nur einmal erwähnt wird, so mag Cristofano di Paolo,
der im Jahre 1387 [O0 Gulden erhält und bis 1410 eingeführt
wird, die Hauptsache gethan haben.
Aus dieser Zeit stammen die vier oberen und die zwei
unteren Reliefs links, sowie die Mehrzahl der kleinen Figuren
an der Vorderseite. Die übrigen Reliefs und Figuren gehören