Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

QUELLEN-ANGABEN. 
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im S. Georg gethan, welcher sich zu einer edlen Unternehmung in Be- 
wegung zu setzen scheint. (p. x41.) 
Hierauf ergeht sich Bocchi in Vergleichung der Werke des Donatello 
und Michelangelo mit denen der Alten, denen er sie gleichzustellen, wenn 
nicht voranzustellen geneigt ist. Ein gewöhnliches Steckenpferd der Cinque- 
cennstcn.  
Das Lob, das Bocchi im Folgenden dem Michelangelo und Bandinelli 
ertheilt, bietet nicht viel Neues. Wie an Michelangelo, so rühmt er auch an 
Donatello die Anatomie, das Werkzeug der Vivacita. (p. x45.) Zum 
Schluss sagt er in Bezug auf die Vivacita des S. Georg: 
„Er zeigt durch die Kraft und das Leben, welches durch alle seine 
Cvlieder verbreitet erscheint, dass er im Begriffe sei, zu sprechen und mit der 
Zunge alle seine Gedanken zu lösen, dic er im Herzen verborgen hält." 
Diese Art, das Leben einer Figur durch die Angabe zu loben, sie 
scheine zu sprechen oder sprechen zu wollen, war nicht nur in der Renais 
sance sehr üblich, sondern die Künstler strebten wirklich auch nach einer 
solchen Eigenschaft ihrer Figuren. Hier bei S. Georg ist dieses Lob aber 
nicht angebracht, umsomehr, als Bocchi selbst vorher richtiger bemerkt hat, 
S. Georg stehe da, wie im Begriffe zu einer kühnen Handlung aufzubrechen. 
Wer aber im Begriffe ist, zur That zu schreiten, kann nicht zugleich im 
läegritfe sein, zu sprechen. 
Endlich geht Bocchi auf den Begriff Bellezza (Schönheit) über. 
Er hebt besonders zwei Arten der Schönheit hervor: Schönheit der 
künstlerischen Behandlung (artißzio), Schönheit des menschlichen 
Körpers (d. h. der Natur, die dargestellt wird), p. 157. 
Ein Künstler, dessen Kunstwerk blos die Schönheit des Gegenstandes 
ohne die Schönheit der künstlerischen Darstellung besitze, verdiene Wenig 
Lob.  Ein sehr richtiger Satz, der heutzutage oft nicht genug beherzigt 
wird, wo gar zu oft der rührende, erhabene oder moralische Stoff als 
Werthmesser eines Kunstwerkes betrachtet wird. 
Bewundernswerth dagegen sei die Kunstfertigkeit, doch ohne Grazie 
des Gegenstandes, in den Figuren des Jacopo da Pontormo in S. Lorenzo. 
(p. 163.) 
Der Ruhm der Schönheit der Statue des S. Georg beruhe in der darin 
vollzogenen Vereinigung beider Arten von Schönheiten, der Schönheit 
des Stoffes und der Behandlung oder Ausführung. (p. 166.) 
Bocchi fährt mit folgender guten Bemerkung fort: 
"Aber es muss danach gestrcbt werden, dass die Schönheit der Aus- 
führung nicht so in die Augen springe, dass die zu grosse, daran verwen- 
dete Mühe dem andern nicht eher Verdruss und Langweile errege, als Ver- 
gnügen und Zufriedenheit. Nichts gibt es, was uns weniger anmuthet, als zu 
viel Fleiss und zu ausgesuchter Schmuck an solchen Werken, welche die 
Natur ohneweiters wiedergeben sollen. Wer erkennt nun nicht, dass der 
Fleiss und die Kunstfertigkeit, so bewunderungswürdig sie im S. Georg sind, 
doch nicht darin hervorstechen, sondern, indem sie die grösste, natürliche
	        
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