QUELLEN-ANGABEN.
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34) Siehe Bocchi e Cinelli. Le bellezze di Firenze.
35) Ueber den S. Giorgio des Donatello siehe Vasari, Lemonnier:
Leben des Donato. p. 250; ferner Elogio della Statua del S. Giorgio etc.
Ragionamento di Fr. Bocchi. 1571. Letztere Schrift ist in Uebersetzung als
Quellenschrift dieser Publication beigefügt. Den Titel einer Quellenschrift
verdient sie weniger wegen darin enthaltener historischer Notizen, die zur
Feststellung und Zeitbestitnmtuig von Werken des Donatello dienen könnten
solche fehlen gänzlich als weil sie ein historisches Document für die
hohe Verehrung und die Art der Beurtheilung des Donatello in dem folgen-
den Jahrhundert nach seinem Tode bildet. Wegen der ungefähren Gleich-
zeitigkeit mit Vasari's Werk lässt sich ein verwandter Geist der Auf-
fassung darin nicht verkennen. Doch tragen Vasari's Urtheile, so viel Falsches
und Unsicheres er auch in historischer Hinsicht geben mag, dennoch,
wo er über bestimmte Kunstwerke spricht, meist den Stempel der naiven
und in kurzen Worten treiTenden Charakteristik an sich, wie sie am besten
ein selbst ausübender Künstler liefern kann, während Francesco Bocchids
Dithyrambus, trotz vieler richtiger Bemerkungen und wahrer Grundgedanken,
dennoch den laienhaften Rhetor verräth, der die durch die traditionellen
Künstlerurtheile festgestellten Anschauungen über Donatello in einen höchst
unerquicklichen, breiten, geschwätzigen, zugleich verschwommenen und spitz-
findigen, süssen Brei eingestreut hat. Man kann sagen, die wenigen vier oder
fünf Gedanken dieser Schrift sind wenigstens hundertmal darin wiederholt;
sie laufen im Kreise herum, wie die Pferde eines Caroussels. Wir können
desshalb nur eine Prüfung und Kritik des darin enthaltenen Gedankenganges
nicht aber historische Anmerkungen geben, da zu solchen kein Anhaltspunkt
geboten ist.
In der Einleitung zu seiner Schrift macht Francesco Bocchi die richtige
Bemerkung, dass Donatello in seinen Marmorstatuen das zu abgesonderte
Vorragen einzelner Theile vermieden, vielmehr die Figuren möglichst com-
pact in einer Masse zusammengehalten habe, damit sie sich möglichst lange
erhielten. In der That ist dies ein stylistischer Vorzug, insofern darin eine
Unterwerfung des Künstlers unter die Bedingungen des Materials liegt.
Und die richtige Befolgung dieses Stylgesetzes ist nicht nur praktisch vor-
theilhaft, sondern wirkt auch aesthetisch angenehm. Die Sicherheit
und Festigkeit der Statue gibt ihr den Charakter der Nothwendigkeit und
künstlerischen Ruhe und Abgeschlossenheit, so erregt auch das darin aus-
gedrückte Gefühl sein mag. Der Kehrseite dieses Stylgesetzes zufolge durfte
Donatello auch, wie gleichfalls Bocchi richtig bemerkt, in den Br0nce-
figuren sich von der Hauptmasse freiere und abgelöstere Theile gestatten.
Seine Abhandlung selbst gliedert Bocchi nach den drei Gesichtspunkten des
costume, der vivacitä und der bellezza, die nach ihm die höchste
Vortrefflichkeit einer Statue ausmachen. (Ed. Baldinucci. p. x13.) In der
Vereinigung dieser drei Vorzüge habe Donatello sowohl A. Verocchio, als
Ghiberti und Brunellesco fibertroffen. Ja, Donatellds Georg, der dieselben
im höchsten Masse vereinige, sei den antiken Sculpturen ebenbürtig, wenn
nicht überlegen.