GOLDSCHMIEDKUNST
TOSCANAS
vom 13.
Jahrhundert.
bis 15.
Das neue Leben, welches im 11. Jahrhundert die Archi-
tektur Italiens zu durchdringen begann, theilte sich in den
beiden folgenden Jahrhunderten auch der in so engem Zu-
sammenhang mit der Architektur stehenden Schwesterkunst, der
Sculptur, mit. Sorgfältigere Ausführung der Details, sowie
die Herstellung von ausschmückenden Reliefs, Ornamenten und
Decorationsstücken, wie sie von den Architekten verlangt wur-
den, waren ein dringender Appell an alle bildhauerischen Kräfte
Italiens. Die eigentliche Freisculpttlr war aber während des
tiefen Verfalles aller Künste im I0. Jahrhundert fast ganz er-
storben. Die neuen Begründer einer solchen mussten daher
theils aus der Zunft der handwerksmässigen Steinmetzen recrutirt
werden die doch wenigstens noch immer einen Schatz an-
tiker, technischer Traditionen aufbewahrt hatte theils aus
dem Kreis der Goldschmiede, die in ihrer beschränkten Sphäre
noch am meisten auf Eleganz und sorgfältige Ausführung ge-
sehen hatten. Konnten sie doch nie vergessen, dass sie Schmuck
zu verfcrtigen hatten. ln der That zeigen die Reliefs eines
Gruamons (1180) an den Portalen von S. Giovanni fuori civitas
und von S. Pietro in Pistoja in dem gemeisseltexi, einst wohl
mit Glas ausgefüllten Hintergrund, sowie in den kleinlich und
ängstlich geschnittenen Figuren noch den Einfluss der in byzan-
tinischen Manieren befangenen Goldschmiedkunst der damaligen
Zeit. Erst als die genialen Begründer der toscanischen Sculptur
aus dem Chaos von traditionstreuen oder barbarischen Stüm-
pern auftauchen, erst dann dreht sich das Verhältniss um und
tritt die Goldschmiedkunst wieder unter die Führung der Frei-
sculptur in Marmor und Stein.
Wenn nicht von Niccolo, so wissen wir es doch von Gio-
van ni Pisano, dass durch sein Wirken auch die Goldschmied-
kunst seinerzeit wieder einen neuen Aufschwung nahm. Und
zwar fällt gerade in die Zeit seiner Thätigkeit, neben dem
Wiederaufleben vernachlässigter Techniken, auch die Erfindung