TRAC
AT DES M.
FRANCESCO BOCCHI etc.
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jene Schönheit herstellen, wenn selbe entsprechend und har-
monisch geordnet vorgebracht werden. Was wir hier sagen,
lässt sich leicht erkennen, sobald man bedenkt, welche bedeu-
tende Hässlichkeit aus der Verunzierung eiuCS dieSer Theile,
besonders der Nase und der Augen, entsteht. Wie diese zwei
Theile, wenn sie schlecht dargestellt, oder in geschmackloser
Anordnung einander genähert werden, vom betreffenden Körper
die Schönheit verjagen, so erzeugen sie, wenn durch irgend
welche Gewalt, oder andere Ursache, verdorben und verletzt,
eine geradezu widerwärtige Hässlichkeit. . . Sehr zur Schönheit
tragen auch die Wangen bei, wenn sie mit den anderen Theilen
harmoniren, während im Gegentheil Plumpheit und Hässlichkeit
entstehen, wenn sie zu voll oder zu platt sind. Was die Augen
betrifft, so glaube ich kaum, es hege noch Jemand darüber
Zweifel, dass in ihnen, mehr als in allen anderen Theilen des
menschlichen Körpers, eine höhere, seltenere und beachtensv
werthere Schönheit ruhe. Sie sind es ja, welche den anderen
Theilen Licht und Glanz verleihen, und so zu sagen Etwas
Göttliches besitzen, was die Schönheit selbst vollendeter und
imponirender gestaltet. . . Die einzelnen Theile, von welchen
wir hier gesprochen, sind also von grossem Werthe, doch
wirken sie an und für sich allein nicht in der Weise,
dass dort wo sie entweder nicht alle vereinigt, oder schlecht
vereinigt erscheinen, die Schönheit entstehe, und der bezügliche
Körper diese Bezeichnung verdiene. Ist es aber schon sehr
schwer, solche Schönheit zu ersinnen, oder aufzufinden, wie
sollen dann Künstler sie mit ihren Werkzeugen nachbilden,
und ihr in Marmor oder mit Farben Ausdruck verleihen? Wird
es also unter ihnen, ausser den Genannten, Keinen geben, der
sie je erschaut und erfasst hat, und werden die Werke der An-
deren ganz dieses grossen Vorzuges ermangeln? Es wird in-
dessen, nach dem bisher Erörterten, Jedem einleuchten, dass
Etwas Anderes die Schönheit ist, welche von der Kunstfertig-
keit, Etwas Anderes jene, welche nur vom Gegenstande selbst,
und Etwas Anderes wieder jene, welche von Beiden zusammen-
genommen herrührt. Findet der Künstler die Schönheit auch
nicht im menschlichen Körper vor, so ist ihm doch jene, welche
sich durch die Hilfsmittel der Kunst scharfen lässt, nicht ver-