Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

TRACTAT DES M. 
FRANCESCO BOCCHI 
CIC. 
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hincinztllegen verstanden. Ein solches Werk indessen war die 
bekanntlich mit unnachahmlicher Vollendung gearbeitete Venus 
des Apelles, sowie Lisippos Statue des Alexander des Grossen 
und nebst einigen anderen auch jene Statue, von welcher er- 
zählt wird, dass sie, von Marcus Agrippa vor dem Eingange 
zu seinem Badehaus aufgestellt, dem Kaiser Tiberius dermassen 
gefiel, dass er sie, von so viel Vollkommenheit hingerissen, in 
sein Schlafzimmer tragen liess, was jedoch das römische Volk 
nicht duldete, welches, als Tiberius sich im Theater befand, so 
laut und so lange schrie, dass jene Statue auf ihren früheren 
Platz zurückgebracht werden möge, dass er endlich solchem 
Verlangen Folge leisten musste. In Betreff unseres Zeitalters 
würde ich kaum wagen, viele solcher Werke zu erwähnen, da 
es eine zu schwierige, zu dornenvolle Sache ist, dass mensch- 
liches Urtheil hierüber fehlerfrei zu richten habe; doch Litera- 
ten, Kenner und der Werth der Werke selbst bezeugen, dass 
es in unserer Stadt Florenz einige solche Werke gibt, denen 
man den grossen Vorzug der Schönheit zuerkennen muss. Wer 
wird auch leugnen, es leuchte ein solcher Vorzug aus der 
"Nacht" des Michelangelo, aus der Madonna del Sacco von 
Andrea del Sarto, aus der mit so viel Kunstsinn und so viel 
Verständniss von Filippo Brunellesco erbauten Kuppel, und, vor 
allen anderen hervorragenden und vollkommenen Kunstwerken, 
aus Donatellds nheiligem Georg" als einem seltenen, ja einzi- 
gen Meisterstück der Schönheit? ln ihm sind, Dank dem ein- 
sichtsvollen und tiefen Verständnisse des bewunderungswürdi- 
gen Künstlers, alle Theile zu jenem Ganzen vereinigt, welches 
nothwendig ist, um ein Werk wahrhaft edel zu gestalten. Diese 
Kunstzweige also sind, Wie gesagt, beneidenswerther als die an- 
deren zu nennen, denn sie können jenen höheren Zweck der 
Schönheit erreichen, nach welchem sie streben, und vermögen, 
gleich Daedalos, von dem die Dichter singen, dass alle seine 
Werkzeuge belebt und mit Verstäindniss begabt gewesen seien, 
Dasjenige, was sie zu ihren Arbeiten bedürfen, handhaben, 
ohne dabei, wenn sie es brauchen, auf Widerstand zu stossen. 
Indessen bleibt die Verwirklichung dieses höheren Zweckes in 
der Art, dass im Gemüthe des Beobachters erhabene Gefühle, 
Eindrücke und Gedanken erzeugt werden, immerhin ungemein
	        
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