Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

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TRACTAT DES M. 
FRANCESCO BOCCHI etc. 
noch ehrenvoll, wie er es gewünscht hatte, daher auch nicht 
des Lobes würdig sei, und es somit keineswegs anpries, wie 
der ehrgeizige Künstler dies erwartet und in seinem Innern ge- 
wünscht hatte. Auch dann that er es nicht (weil er eben Aus- 
druck u n d Lebendigkeit vereinigt haben wollte) als sein Pferd, 
das Bild, welches mit grosser Lebendigkeit und rauschender 
Natürlichkeit gegeben war, erblickend, zu wiehern ainfing, worauf 
Apelles, kühner als es seiner Stellung und seinem Werke zu- 
gekommen wäre, sich zu Alexander wendend, ausriefi „Es 
scheint, dass dieses Pferd mehr von Malerei verstehe, als Du." 
Da nun beim heiligen Georg neben dem, wie wir gesehen haben, 
hohen und hervorragenden Ausdrucke auch jene Lebendigkeit 
wirkt, welche verhindert, dass auch der kleinste Theil des 
Werkes zwecklos da sei, so können wir mit vollem Rechte be- 
haupten, dass Donatello umsomehr Lob hier verdiene, als sich 
sein Talent erhabener als das der Anderen und die Manier an 
seiner Statue kunstvoller und edler als bei den anderen be- 
thätigte. Ganz richtig wird man aber seine Vorzüglichkeit erst 
dann bemessen können, wenn man an die zwei grossen Maler 
Zeuxis und Parrhasios denkt, welche, mit grossem Eifer in 
dieser Kunst rivalisirend, schliesslich mit einander dahin über- 
einkamen, dass jedweder Streit zwischen ihnen durch ein Werk 
der Malerei selbst entschieden werde. Hierauf malte Zeuxis 
einige Trauben so wahr und natürlich, dass die Vögel in der 
Luft, durch den Schein getäuscht, herabüogen, um an den 
Trauben rnit dem Schnabel zu picken; dafür aber malte Parrha- 
sios einen Vorhang so greifbar und richtig, dass sein Gegner, 
obwohl ein grosser Kenner in der Sache, sich dennoch vom 
Scheine täuschen liess; und als dann Parrhasios ebenfalls 
Trauben malte und dazu auch noch ein Kind, und die Vögel 
trotzdem auch auf diese Trauben herabflogen und daran pick- 
ten, da bekannte Zeuxis, dem Parrhasios nachzustehen, und 
räumte diesem jeglichen Vorzug in der Kunst ein. Dabei sieht 
man, wie wirkungslos die ohne Lebendigkeit dargestellten 
Werke bleiben, wie dies bei jenem gemalten Kinde der Fall 
gewesen sein muss; denn wäre es in einer wie zum Handeln 
geeigneten Weise dargestellt gewesen, so würde es jene Vögel 
geschreckt haben, bei welchen dann die Gierde nach den
	        
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