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TRACTAT DES M.
FRANCESCO BOCCHI etc.
wuthentbrannt
erscheinen
musste,
sich
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lefle
Schilderung
Dante's hielt:
Mit feufgen Augen sammelt Teufel Charon
Gebieterischen Wink's die Seelen alle,
Schlägt mit dem Ruder Jeden, der da zaudert.
Wunderbar beredet war diesfalls Leonardo da Vinci, nach
Allem, was bezüglich des staunenswerthen Abendmahl-Bildes
verlautet, das er in Mailand gemalt hat. Er brachte dabei an
den Aposteln den Ausdruck so edel zum Vorschein, dass ihm
dafür von Allen stets das grösste Lob gespendet wurde; aber
beim Kopfe des Christus, wo er beherrschende Schönheit,
staunenswerthe Majestät und jedwede iüberirdische Vollendung
ausdrücken wollte, vermochte er nicht seine Intentionen zu
verwirklichen, und da er mit seinem Denken nicht ausreichte,
denselben würdig zu entsprechen, so liess er jenen Kopf lieber
unfertig und unvollendet. Donatello jedoch, obwohl von der
Unfügsamkeit des Steines gehindert, erzielte, wie mir scheint,
in seinem Geiste die Idee göttlicher Erhabenheit und himm-
lischer Weihe, wie sie einem echten Streiter Gottes, der zu
dessen Ehren kämpft, geziemen. Daraus geht klar hervor, wie
bedeutend die Kraft seines Talentes im Hervorbringen eines
heroischen, übernlenschlichen Ausdruckes war, nachdem er
einen solchen auch noch mit den Gliedmassen und sogar mit
jenem bewegten Wesen in Harmonie zu bringen verstand, das
eine solche Statue ganz besonders bedingt. Mit Recht legen
die Schriftsteller viel Werth auf das, und wissen aus der Be-
wegung und Haltung der Person anzugeben, wie und wer Die-
jenige sei, von welcher gesprochen wird. S0 sagt Virgil nicht,
indem er Venus, als jagende Nymphe gekleidet, ihren Sohn
Aeneas in einem Walde begegnen lässt, dass dieser, obwohl er
ihr Gesicht lange betrachtet hatte und mit sichiselbst zu Rathe
gegangen war, sie darnach erkannt habe; wohl aber, dass sie
durch Gang und Bewegung als die sich verkündete, die sie
war. Daher hat auch unser vortrefflicher Künstler, genau wis-
send, wie viel zur höchsten Vollendung ein solcher Vorzug,
ich sage nicht, der eigentlichen Bewegung, sondern des Scheines
einer Bewegung, beitrage, alle Theile in diesem Sinne meister-
haft geordnet; und sowie Virgil die Göttin Venus aus dem