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TRACTAT DES M.
FRANCES CO
BOCCHI etc.
die sie auszeichnen, mit Rücksicht darauf, dass Frauen ähn-
liche Thaten nicht zu vollbringen gewohnt sind, eine unge-
wöhnliche Kühnheit und Kraft, verbunden mit einer gewissen,
ihr von Gott verliehenen Stärke aufweist, die dafür sprechen,
dass sie sich weder 0b der vollbrachten grossen That, noch 0b
des wilden Hauptes, das sie in Händen hält, fürchte, sich viel-
mehr in jugendlicher Zuversicht dessen freue. Und wie könnte
man ferner genügend den Ausdruck der Frömmigkeit-und des
Ernstes beim heiligen Marcus, dem Evangelisten, loben? Man
erkennt an ihm eine solche Fülle von Güte und frommer
Klugheit, dass er schon darum Denjenigen uns treu darstellt,
welcher durch Schriften von den Thaten Christi und von un-
serem Glauben mit göttlicher Offenheit Zeugniss ablegte. Was
liesse sich Entsprechendes von dem grossen Werthe und dem
hohen Sinne sagen, die sich im Ausdrucke der Statue des
Gattamelata aus Narni, welche Statue er im Auftrage der Sig-
noria von Venedig verfertigte, mit so viel Kunstvollendung
manifestiren? Wohl kann sich Padua, wo jene Statue aufge-
stellt ist, dessen rühmen, dass sie der Grösse der Werke Des-
jenigen sich erfreut, welcher zu allen Zeiten gepriesen und ge-
feiert war und sein wird. Auf der Stirne dieser Statue ist mit
grosser Lebendigkeit die muthige, kriegerische Seele, im Ein-
klange mit dem Charakter aller anderen Theile des Körpers,
zum Ausdruck gebracht; es scheint fast, als sollte man das
Wiehern des stolzen Pferdes, das er lenkt, unversehens in der
Luft widerhallen hören, so vollendet wahr ist die ganze Ar-
beit. Dennoch erscheint die Statue des heiligen Georg über
allen anderen Statuen erhaben und vollkommen. Mit ihrem
Ausdrucke von Hoheit, harmonisch verbunden mit dem Adel
des Ganzen; mit jener Wirkung, die ihr eigen ist, was sie
selbst ausdrückt, in Anderen zu schaffen oder wachzurufen,
wie nicht minder Seelengrösse zu wecken; mit ihrer unge-
schminkten Natürlichkeit, so echt, als gehörte sie dem wirk-
lichen Leben; dazu mit der an ihr zusammentreffenden Ver-
einigung aller Schönheitsmomente, welche dem bezüglichen
Ausdrucke entsprechen, überragt jene Statue beiweitem alle
Arbeiten und alle Leistungen anderer Künstler. Kaum wird
man an anderen Statuen nach Dem, was alte und neue Schrift-