Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

TRACTAT 
DES M. 
FRANCES CO 
EOCCHI etc. 
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gabe conterfeien, nehmen einen höheren Rang ein, als jene, 
welche die mindere zur Darstellung bringen. Denn Letztere, ich 
meine Jene, welche die Minderen ihrer Zeit vorführen und von 
allgemeinen Standpunkten ausgehen, gleichen den Geschichten- 
schreibern, die ja doch, wie es Jedem einleuchtet, den reich- 
begabten Dichtern nachstehen.    . Ich will hier nicht genau 
untersuchen, ob etwa die Wirkung der Sprache noch mächtiger 
als jene des Antlitzes sei; uns muss es genügen, zu wissen, wie 
diese eine derartige ist, dass Statuen ohne sie ihrer eigentlichen 
Bedeutung entbehren und mehr zu einer Steinmasse als zu 
Menschengebildeil werden.    . Und so darf man auch nicht an- 
nehmen, dass Statuen nicht ebenfalls, gleich lebenden Menschen, 
jener Wirkung fähig seien, die da anzuregen vermag. Sie sind 
im Gegentheile einer solchen NVirkung in hohem Grade fähig 
und üben dieselbe auf das Gemüth oft derart aus, dass dieses 
dann ganz anders als früher sich manifestirt. Denn, was anders, 
denke man, mag es gewesen sein, was einst Caesar, der, in 
Spanien eine Statue Alexander des Grossen erblickend und 
wohl fühlend, dass er selber noch nichts so Grosses und Rüh- 
menswerthes vollführt habe, in bittere Thränen zerfloss, zu die- 
sem Schmerze gebracht, was anders als der königliche und 
herrliche Ausdruck jener Statue? ein Ausdruck, welcher, das zu 
hohen Thaten schon geneigte Gemüth Caesar's schnell ergreifend, 
diesen in einer Weise begeisterte, dass er fast über alle Krieger 
der W'elt die Palme davontrug. Nicht umsonst und nicht ohne 
allen Grund pflegten die Edlen Roms in ihren Hallen die Bild- 
nisse Jener aufgestellt zu halten, welche entweder durch häus- 
liche Tugend oder durch besondere Verdienste, sei es im Kriege, 
sei es in der Civilverwalttlng, sich ausgezeichnet hatten. Beim 
Anblicke jener Männer vorzüglicher Natur entflammten sich 
ihre eigenen Gemüther so zu ähnlicher Tüchtigkeit, dass sie 
sich nicht zufrieden gaben, bis sie nicht theilweise dasselbe ge- 
leistet, für was sie jene Grossen bewunderten. Sagt doch Cicero 
in jener atusgezeichneten Rede, die er gegen Marcus Antonius 
hielt, vielleicht um eben die dem Ausdrucke innewohnende 
grosse Macht zu zeigen, dass nicht dessen Rath, wohl aber die 
Statuen der Verstorbenen den Cassius und die beiden Brutus 
aufstachelten, neue Thaten zu wagen und die Waffen gegen
	        
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