TRACTAT
FRANCESCO
BOCCHI
über
die
Vortretflichkeit
der
Statue
des
heiligen
Georg
VOII
Donatello.
We Plato zu Anfang seines "Gastmahls" sich wundert
und bedauert, dass, nachdem es so viele Poeten gegeben habe,
welche Herkules und die anderen Heroen verherrlichten, Keiner
aufgetreten sei, der Amor's Anpreisung unternommen hätte;
so könnten wir uns vielleicht mit noch grösserem Rechte ver-
wundern und es bedauern, dass die neueren Künstler nicht
gleich den alten von uns gefeiert werden. Gibt es doch Keinen,
der nicht wisse, wie zahlreich und wie freigebig die Schrift-
steller gewesen sind, welche Polyclet's "Doryphoros", Proto-
genes' "Jalysos", Apelles" "Venus" und Praxiteles' „Cupido"
lobten, und wie Wenige hingegen und zurückhaltend heut-
zutage Jene sind, die unsere Künstler preisen, welche vielleicht
nicht weniger Lob als die alten verdient haben. Schon viele
Jahrhunderte sind vergangen, dass die alten Künstler vom
menschlichen Geiste in einer Weise bewundert wurden, dass
man nicht nur glaubte, mit ihnen nicht gleichen Schritt halten,
sondern auch sie nie genug preisen zu können. Und so hielt
die Obscurität der Künste (da Jene fehlten, die sie beleuchten
konnten) die edelsten lntelligenzen gänzlich gefangen, nachdem
dieselben, ohne Leuchte und Führerschaft, sich nicht als solche
zu zeigen vermochten. Doch die grosse Menge der Talente aus