AN
DIE
FLORENTINISCHE
ZEICHEN-AKADEMIE.
Schon im Jahre 157! schrieb ich dieses kleine Werk über
Donatellds Statue des heiligen Georg, welche, ob ihrer ausge-
zeichneten künstlerischen Ausführung, mehr als die anderen des
Lobes und der Hochsehätzung immer würdig erklärt wurde.
l-liezu ward ich nicht blos durch eigene Neigung, sondern auch
durch die Aufmunterung vieler Literaten bestimmt, welche, als
Kenner dieses Kunstzweiges, die Kraft bewunderten, die selbst
im Marmor sich zu regen und zu bethätigen scheine, und der
Ansicht waren, dass es so hohem Werthe gegenüber fast ein
Unrecht sei, wenn man denselben nicht entsprechend mit An-
erkennung commentire. Andere behaupteten wieder, diese Statue
erfreue sich im Geiste des Grossherzogs Cosimus so vieler Be-
wunderung, dass es ihm nur angenehm sein konnte, wenn das
Werk, nachdem es einmal geschrieben sei, ihm unterbreitet
werde. Demzufolge gab ich mir alle Mühe, das Unternehmen
zu vollführen, und als mir der Augenblick geeignet schien, die
Arbeit dem Grossherzog vorzulegen, welcher als ein über alle
Massen Kunstverständiger auf diesem Gebiete grosses Interesse
dafür an den Tag legte und sie mit wohlwollendem Ausdrucke
entgegennahm. Seit jenem Augenblicke nun haben Viele, die an
solchen Werken Vergnügen finden, dieses Werk von mir ver-
langt und mich so lange angeeifert, dass ich endlich, von ihren
Vorstellungen und Bitten besiegt, die Schrift vor Kurzem durch
den Druck an das Licht förderte. Doch verlangte die Sache,
und machte es sogar zur Nothwendigkeit, mit einem Briefe an
Jemanden zu beginnen, welcher Liebhaber und zugleich Kenner
der drei edlen Kunstzweige wäre und dabei in irgend einer
Weise an die misslichen Verhältnisse wieder zu erinnern, die
mich zu dieser Arbeit veranlasst hatten. In anderen Dingen, wo
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