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D AS LEBEN DONATELLUS.
man ihn hier in' der That jedem antiken Künstler gleich-
stellen kann, was Bewegung, Zeichnung, Kunst, Proportionen
und Fleiss der Ausführung betrifft. Denn das Werk er-
regte nicht blos das Staunen Derer, die es damals sahen,
sondern thut dies noch bis auf den heutigen Tag. Dess-
halb bemühten sich die Paduaner auf jede Weise, ihn zu dem
Ihrigen zu machen und durch jede Art von Aufmerksamkeit
zum Bleiben zu bewegen, und um seinen Aufenthalt zu ver-
längern, gaben sie ihm den Auftrag, in der Kirche der Mino-
ritenbrüder, an der Vorderseite des Hauptaltars die Geschichte
des heiligen Antonius darzustellen. Dieselbe ist in Basrelief mit
solchem Verständniss ausgeführt, dass die hervorragendsten
Vertreter dieser Kunst dieselben bewundern, wenn sie die
schöne und reiche Composition mit einer solchen Fülle von
ausserordentlichen Figuren und mit verjüngten perspectivi-
schen Ansichten betrachten. Ebenso führte er an der Rückseite
des Altars die sehr schönen „Marien, welche den todten
Christus beweinen", aus; und im Hause eines der Grafen
Capodilista stellte er das Gerüst eines Holzpferdes her, das
noch heute ohne Hals zu sehen ist; die Bretter sind daran mit
solcher Ordnung zusammengefügt, dass, wer die Technik dieser
Arbeit betrachtet, einen Begriff von dem ldeenreichthum seines
___)Gehirns und der Grösse seines Geistes erhält. In einem Nonnen-
kloster machte er einen heiligen Sebastian von Holz, auf Bitten
eines ihrer Caplane, der als Florentiner sein Freund und Diener
(war; dieser brachte ihm einen Heiligen, den sie schon hatten
und welcher alt und missgestaltet war, mit der Bitte, den
neuen ebenso zu machen. Obgleich nun Donato, um den Caplan
und die Nonnen zufrieden zu stellen, sich bemühte, denselben,
, missgestaltet wie er war, tiachzuahmen, so konnte er es doch
nicht vermeiden, in dem seinigen Kunst und Güte der Aus-
führung zu zeigen. Zugleich hiernit machte er viele andere
Figuren aus Thon und Stuck, und aus einem alten Marmor-
block, den die genannten Nonnen in ihrem Garten hatten,
Ffbmachte er eine sehr schöne Madonna. So sind durch die ganze
l Stadt unzählige Werke von ihm zerstreut; gerade weil er aber
hier wie ein Wunder angesehen und von jedem Kenner gelobt
wurde, beschloss er, nach Florenz zurückzukehren, indem er