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DAS LEBEN DONATELLOS.
Im Giebelfeld stellte er einen Go ttvat er in Basrelief
her; gegenüber der Kirche des genannten Oratoriurns führte er
in der aintiketw. sogenannten korinthischen Ordnung, frei von
aller deutschen Manier, das Marmortabernakel für die Zunft
der Kaufleute aus, um darin zwei Statuen aufzustellen, die er
jedoch nicht machen Wollte, Weil er sich wegen des Preises
nicht einigen konnte. Diese Figuren führte nach seinem Tode,
Wie wir sehen werden, Andrea Verocchio in Bronce aus. Er
führte an der Vorderfront des Glockenthurmes von S. Maria
del Fiore vier Marmorfiguren von fünf Ellen Höhe aus, zwei
davon, welche Porträts nach der Natur darstellen, befinden sich
in der Mitte; die eine zeigt uns Francesco SOdCflül als jungen
Mann, die andere Giovanni di Barduccio Cherichini, heute der
Kürbiskopf genannt. Da diese letztere als ein seltenes Meister-
werk hochgeschiitzt wurde, wie es Donatello nie schöner machte,
so pflegte er, wenn er auf etwas schwören wollte, damit man
ihm glaube, zu sagen: "Beim Glauben, den ich an meinen
Kürbiskopf habe." Und während er daran arbeitete, sagte er
in einem fort, ihn anschauend: "Schwarze, schwatze, bis Du
Blut kackst!" Und auf der Seite gegen die Canonica hin stellte
er über der Thüre des Glockenthurmes einen Abrah am, der
Isaak opfern will, Lind einen andern Propheten dar. Diese
Figuren wurden in die Mitte zwischen zwei andere gestellt.
Für die Signoria jener Stadt führte er einen Metallguss
aus, welcher auf dem Platz unter einem Bogen ihrer Loggia
aufgestellt wurde und Judith, welche dem Holofernes
den Kopf abhaut, zum Gegenstand hat. Es ist dieses ein
Werk von grosser Trefflichkeit und Meisterschaft, welches dem,
der die Einfachheit der äusseren Erscheinung in der Kleidung
und im Aussehen der Judith betrachtet, zugleich deutlich die
darin liegende grosse Seele jener Jungfrau, sowieidie Hilfe
Gottes entdeckt, ebenso wie im Gesichtsausdruck des Holo-
fernes die Wirkungen des Weines und des Schlafes und in seinen
Gliedern die des Todes sichtbar werden, insofern sie, des Lebens-
geistes beraubt, kalt und schlaff niederzusinken scheinen. Dieser
Guss wurde von Donatello in grosser Schönheit und Feinheit
durchgeführt und hernach so gut gesäubert, dass es ein wahres
Wunder ist, ihn zu sehen. Ebenso ist das Postament, das aus