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EINFÜHRUNG DER
PERSPECTIVISCHEN ZEICHNUNG ctc.
XVIII.
EINFÜHRUNG DER PERSPECTIVISCHEN
IN DER HOLZINTARSIATUR.
ZEICHNUNG
Wir haben im vorigen Capitel hervorgehoben, dass ir
den Zwanziger-Jahren Donatello zu der Höhe seines Realismu:
gelangt sei, und wie ihn darin theils die Erfindung der per
spectivischen Zeichnung durch Brunellesco, theils seine Meister-
schaft im Zeichnen selbst, sowie seine Kenntniss der Malere"
wesentlich fördern mussten. Endlich besprachen wir einigt
Werke, die dieser Zeit angehören müssen, und in denen nicht
nur eine Vereinigung von Sculptur und Malerei (die an den
Steinsculpturen durch Verschwinden der Farben nicht mehr
wahrzunehmen ist) stattfand, sondern die zugleich auch den
Realismus des Donatello in weitgehendster Ausbildung zeigen.
In diesem Capitel erlauben wir uns eine nur scheinbare
Abschweifung vom Hauptgegenstand, indem wir den bahn-
brechenden und umwälzenden EinHuss anzudeuten versuchen,
den Brunellesco und Donatello durch ihre eben erwähnten
Neuerungen und Principien auf einige Schwesterkünste ausübten.
Die perspectivische Zeichnung wurde, ausser im Basrelief,
besonders auch in der Holzintarsien-Arbeit sofort mit
solcher Entschiedenheit und Vorliebe angewendet, dass diese
Kunst seitdem eine ganz neue Epoche antritt und einen vor-
her nie dagewesenen Aufschwung nimmt. Diese schnelle Ueber-
tragung von Brunellescds Erfindung in das Gebiet der Kunst-
tischlerei erklärt sich auch aus ätisseren Umständen. Gerade zu
der Zeit, da dieselbe eintrat, standen Brunellesco wie Donatello
mit Holzarbeitern in nahen künstlerischen und freundschaft-
lichen Beziehungen, ja sie selbst blieben, wie wir sahen, der
Holztechnik keineswegs fremd. Antonio di Banco und sein
Sohn Giovanni übten beide, wie wir schon erwähnten, neben
der Bildhauerei auch die Holzschneidekunst aus. Sein zweites
Kuppelrnodell liess Brunellesco von Holzschneidern anfertigen.
Antonio Manetti, der mit Angelo di Lazzero von Arezzo zu-
sammen die intarsirten Wandschränke der beiden Sacristeien
im Dome von Florenz herstellte, war ein Lieblingsschüler, wenn