DAS LEBEN DONATELLUS.
Theil authentisch bezeugte Episoden und Anecdoten aus seinem
Leben erwiesen, auf die wir am Schluss dieses Abrisses näher
zu sprechen kommen werden. Ebenso werden wir im Laufe
der Erzählung den beständigen Wechsel seines Aufenthaltes
kennen lernen. 7
Obgleich nun, wie wir sahen, sein Vater ein entschiedener
Anhänger der Albizzi'schen Partei war, so scheint Donatello
doch, wenn anders Vasari's und seiner Nachredner Angaben
nicht gänzlich aus der Luft gegrilfen sind, gerade durch An-
hänger der Gegenpartei in seiner ersten Jugend mächtig geför-
dert und unterstützt, ja geradezu erzogen worden zu sein. Dies
lässt fast vermuthen, dass Donatello's Vater die ihm wider-
fahrene grausame Unbill nicht lange überlebt habe, und dass
die Urheber seiner Bedrängnisse an dem Sohne gut machen
wollten, was sie an dem Vater verbrochen. Im Hause Martelli
soll Donatello nach Vasari und Anderen seit seiner Kindheit er-
zogen worden sein. Wenn aber Vasari als den Gönner des
Knaben Ruberto Martelli, den Freund Cosimds, bezeichnet,
so irrt er schwer, indem jener erst 1408 zur Welt kam, also
22 Jahre jünger als Donatello war. Vielleicht verwechselte Vasari
den Ruberto des 15. Jahrhunderts mit einem seiner Vorfahren
gleichen Namens, der zwischen den Jahren 1343 und 1373
siebenmal Mitglied des Magistrats der Priori delle arti (Zunft-
vorsteher) war. Aber da dieser vor seinem 30. Jahre schwerlich
zu einem solchen Amte berufen wurde, so hätte er bei Dona-
tello's Geburt 73, während seines erziehungsfäihigen Knaben-
alters etwa 85 Jahre alt sein müssen. Wahr bleibt es immer-
hin, dass der jüngere Ruberto Martelli dem Donatello später-
hin eine ganz besondere Gunst erwies, wie am deutlichsten die
grosse Anzahl von Sculpturen beweist, die noch heutigen Tages
im Palast der Familie Martelli zu sehen sind. Wenn auch die
eine oder die andere dieser Sculpturen von Donatello der
Familie Martelli geschenkt worden sein mag, so wird auch
dieses Geschenk eine Erwiderung gefunden haben, oder jeden-
falls durch vorhergegangene Wohlthaten reichlich veranlasst
gewesen sein. Als ein Beweis der Werthschäitzung, welche Dona-
tello's Werke auch bei dem jüngeren Ruberto Martelli genossen,
ist uns auch eine Verfügung desselben bekannt, wonach eine