DONATELLO
ALS REALIST UND MALER.
14.3
Aber auch diese Verlegung der malerischen Tendenz in
den Stein konnte nicht hindern, dass Donatello nicht gleich-
wohl die wirkliche Malerei als ergänzende und unterstützende
Schwesterkunst der Sculptur betrachtet und betrieben hätte. In
der That wissen wir, dass er im Jahre 1412 in die Malergilde
von S. Lucas aufgenommen wurde, in welche zwei Jahre später
auch sein Lehrer in der Sculptur, Niccolö d'Arezzo, eintrat; im
selben Jahre wird Donatello auch in einem Document der
Domopera Maler genannt. "l
Dass Donatello ein guter Zeichner war, der nicht nur
reine und feste Umrisse, sondern auch plastische Modellirung
seinen Zeichnungen zu geben wusste, sahen wir oben; dasselbe
wird wohl auch von seiner Malerei gegolten haben, wenn wir
auch nicht wissen, ob sie ebenso coloristisch war, was viel-
leicht zu bezweifeln ist. Wie er selbst aber betonte, dass die
Zeichenkunst die Basis der Sculptur sei, so mussten anderseits
wieder seine bildhauerischen Kenntnisse ihn in der energischen
und plastischen Behandlung der Malerei unterstützen. Dies be-
zeugt eine interessante Stelle aus einer Rede des B. Cellini
über den Streit zwischen Bildhauern und Malern, die er beim
Begräbniss des Michelangelo hielt. Die betreffende Stelle
lautet:
„Es ist sehr wahr, was Diejenigen, welche die wahren
Maler waren, wie Donatello, Lionardo da Vinci und
der wunderbare Michelangelo, mündlich und schriftlich er-
klärt haben, dass die Malerei nichts Anderes als der Schatten
der Sculptur sei; und da diese drei Männer die grössten Bild-
hauer waren, von denen unter den Modernen Kunde ist, haben
sie, mit Hilfe jener grossen Tugend der Sculptur,
jene Lüge der Malerei so gut, behandelt, dass sich ihnen nie-
mals andere Männer nähern konnten, weil sie sich
nicht zuvor in der Sculptur tüchtig ausgebildet
hatten." '15 Hieraus geht hervor, dass Donatello auch ein aus-
gezeichneter Maler gewesen sein muss.
Wir werden im weitem Verlauf sehen, dass er in der
That auch ehrenvolle Aufträge als Zeichner und Maler erhielt.
Von seinen Gemälden ist uns allerdings nichts mehr er-
halten. Wohl aber von einigen Sculiwturen, deren Wirkung er