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der Zeichner er war und ein wie grosses Gewicht er auf das
Zeichnen legte, ist uns übrigens durch mehrfache. Notizen und
Anekdoten überliefert. Vasari sagt über seine Manier im Zeich-
nen: „Im Zeichnen war er entschlossen und machte seine
Zeichnungen mit solcher Gewandtheit und Kühnheit, dass sie
nicht ihresgleichen haben, wie man in unserm Buche sehen
kann, wo ich von seiner Hand gezeichnete bekleidete und nackte
Figuren habe, sowie Thiere, die den staunen machen, der sie
sieht, und andere ähnliche schöne Dinge." Die Thiere
scheinen seit dem Beispiel des Piero di Giovanni am zweiten
südlichen Domportal ein Lieblingsgegenstand der Realisten und
gewissermassen ein Kriterium ihres ernsigen Naturstudiums ge-
wesen zu sein. Die eben angeführte Charakteristik der Dona-
tell0'schen Zeichnungen gilt wohl vorzugsweise von seinen Com-
positionen ganzer Gruppen von Figuren, wo es auf das ener-
gische, skizzenhafte Hervorheben der Motive ankam. Wie feurig
und energisch Donatello zeichnen konnte, wo es der Gegen-
stand verlangte, das lässt sich nicht nur aus seinen Sculpturen
rückschliessen, sondern wird auch noch durch eine andere Stelle
des Vasari bestätigt. Letzterer erzählt nämlich, dass Don Vin-
cenzo Borghini in einem Buch, wo er Zeichnungen von ver-
schiedenen Meistern gesammelt hatte, auch Zeichnungen des
Donatello und Buonarroti einander gegenüberstehen hatte, und
darunter stand geschrieben: "entweder buonarrotisirt Donatello,
oder donatellisirt Buouarroti". Diese Frage muss natürlich in letz-
terem Sinne beantwortet werden, da Buonarroti 100 Jahre jünger
als Donatello war. l"
Auf eine noch erhaltene Silberstiftzeichnuilg, die dem
Donatello mit Sicherheit zuzuschreiben ist, scheint obige Cha-
rakteristik des Donatelldschen Styls im Zeichnen allerdings
nicht ganz zu passen. Diese Zeichnung stellt eine Vorstudie zu
dem Porträtkopf des Zuccone dar, dessen Identität damit in
die Augen springt. Allein die Kühnheit, die bei der Andeutung
von Compositionsmotiven angebracht ist, hat bei der Zeichnung
von Porträtköpfen keine Geltung, WO vielmehr ein eindringen-
des, feinfühlendes und zart bcobachtendes Seelenstudium mass-
gebend ist. In der That ist die in Rede stehende Zeichnung
äusserst zart und duftig, wiewohl zugleich in hohem Grade