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STATUEN DES DONATELLO AM CANIPANILE.
Poggio war ein geistreicher, lebhafter und witziger Schrift
steller, der Alles in den Bereich seiner Feder zog, dabei abe
oft geschwätzig und boshaft wurde. Sein Styl ist rein, doci
ohne die Eleganz der späteren Humanisten. Seine Sitten Ware:
ebenso locker, als kein Charakter vor seinen Angriffen sicher
Erst in seinem fünfundfünfzigsten Jahre heiratete er die achtzehn
jährige Selvaggia di Gino Manenti de Buondelmonti, nachdem e
jedoch schon mit mehreren unehelichen Kindern gesegnet worden
Poggio machte viele Reisen, hauptsächlich um Hand
schriften alter Classiker zu sammeln, worin er ein grosses Glücl
hatte. Besonders in Deutschland, wo er sich zur Zeit des Con-
stanzer Concils aufhielt, machte er in den Klöstern eine reiche
Beute werthvoller Handschriften.
Poggio war ebenso für die antike Kunst wie für die Lite-
ratur begeistert und zog gerne die Künstler seiner Zeit zu
Rathe, wenn er eine Sculptur ankaufen wollte. So theilte er
in einem Briefe mit, er habe eine antike Sculptur gekauft und
sie dem Donatello gezeigt, der sie sehr gelobt habe.
Da seine von Donatello hergestellte Porträtstatue ihn bereits
hoch bejahrt zeigt, er aber fünfzig Jahre. fortwährend in Rom
gelebt, so kann diese Statue nur nach seiner Rückkehr in Florenz
entstanden sein, entweder noch zu seinen Lebzeiten, also um
1456, da damals Donatello in Florenz war, oder nach seinem
Tode (im Jahre 1459), also in den letzten Lebensjahren des
Donatello, der bis 1461 in Siena war und darauf nach Florenz
zurückkehrte, wo er 1466 starb.
Im ersteren Falle gab Donatello der Prophetenfigur, die
dieses Standbild ausserdem noch darstellt, aus Freundschaft zu
Poggio dessen Züge; in letzterem Falle erschuf er es im Auf-
trage der Regierung zu Ehren des geehrten und hochstehen-
den Bürgers.
Die Statue steht, wie wir sagten, jetzt der oberwähnten
des Giannozzo Manetti gegenüber, links von dem in den Dom
Tretenden, gleichfalls in einer hölzernen Nische des Ammanati.
Sie stellt uns einen Gelehrten dar, der in faltenreichem Mantel
den Blick nachdenklich und selbstbewusst zu Boden senkt und
mit beiden Händen ein Buch vor sich hält (das vielleicht die
Storia Fiorentina des Poggio darstellt). Der Kopf dieser Statue