STATUEN DES
DONATELLO
AM CAMPANILE.
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auch hier in Donatellds Weise gehalten, ebenso die Art der
Bewegung. Doch bei näherer Prüfung gewahrt man, dass der
Geist und das Leben des Lehrers fehle. Die Gewandrnotive
sind etwas flau und entbehren der durchgreifenden grossen
Linien. Der Kopf erinnert gleichfalls an Donatellds Auffassung,
doch fehlt ihm der bestimmte, energische und individuelle
Ausdruck.
Ausser dieser Statue vollendete er 1421 noch eine andere, von
Bernardo di Piero Ciuffagni begonnene für die Domfagade,
welche sich jedoch nicht mehr nachweisen lässt. Ebensowenig
wissen wir, was aus dem Wasserspeier geworden ist, den er
im folgenden Jahre aus Marmor bildete und der -einen Knaben
darstellte, welcher eine Schlange drückt.
Im März 1423 endlich brach er noch einen grossen Mar-
morblock in Carrara für eine Statue, die er aber nicht mehr
selbst ausführte, sondern die im Februar 1424 an Bernardo di
Piero Ciuffagni übertragen wird, weil Rosso mittlerweile nach
Volterra gegangen war und von dort wegen einer grösseren
Arbeit trotz wiederholter Aufforderungen sich nicht hatte los-
reissen wollen. Sein Bruder empfing für ihn die Vergütigung
für den angekauften Marmorblock und die begonnene Arbeit.
Endlich ist das Portal der Kirche S. Niccolo in Tolentino vom
Jahre 1431 wahrscheinlich sein Werk, indem eine Inschrift daran
besagt, dass „.loannes Rubens" (Rosso) von Florenz es herge-
stellt habe. Auch das Mausoleum der Brenzoni in S. Fermo
maggiore zu Verona wird ihm zugeschriebenßls
Wir wollen zum Schluss dieses Capitels noch zwei Statuen
des Donatello besprechen, die er für die Facade des Domes
herstellte, und von denen die eine sich im Charakter mehr
seinen feurigen Jünglingsgestalten eines S. Georg, David u. s. w.,
die andere seinen markig-charaktervollen Greisenfiguren eines
Zuccone anschliesst.
Es sind dies die marmornen Standbilder des Gianozzo
Manetti und des PoggioBracciolini. Nebenbei oder vielmehr
ofliciell sollen sie allerdings Propheten bedeuten. Also auch
hier haben wir dasselbe geistreiche Verfahren Donatellds, zur
Darstellung von Propheten, die sich durch Geist und Begeiste-
rung hervorgethan, und sei sie auch religiösen Inhaltsgewesen,
(Qucllcnschriftcn f. Kunstgesch. IX. 9