STATUEN DES DONATELLO AM CAMPANILE.
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Auch in der Statue, die wir jetzt zunächst anführen und
deren Bezeichnung wir nicht keimen, ist in sehr realistischer
Weise das Portrait eines bartlosen Alten mit zerfurchten
Zügen und stark vertretenden Halssehnen gegeben. Der Ausdruck
dieses Kopfes ist in hohem Grade lebendig und geistreich.
Nicht nur dieser Umstand, sondern auch ldie Behandlung des
Gewandes lässt Donatellds Urheberschaft als unzweifelhaft er-
scheinen. Auch hier nämlich besteht dasselbe aus einem Chiton,
über welchen ein vor dem Hals zusammengeknüpfter Mantel
in malerischem Wurfe liegt. Auch hier ist das eingehendste
Studium der Natur mit genialem Linienschwung gepaart, auch
hier schimmert trotz der reichen Gewandulug der Körper klar
und edel durch. Die Figur hält mit beiden Händen eine Schrift-
rolle vor sich.
Unzweifelhaft
Urheberschaft
sodann Donatellds
für
die
Gruppe, welche in der dritten Nische von links steht, da die-
selbe tirkundlich als ein Werk Donatellds festgestellt ist.'"7
Diese Gruppe ist neben dem Zuccone die schönste Arbeit Dona-
tell0's am Glockenthurm. Sie stellt den Moment dar, da Abra-
ham im Begriffe ist, seinen Sohn Isaak zu schlach-
ten, daran aber durch den Engel noch rechtzeitig verhindert
wird. Donatello hat sich bei der Composition dieser Gruppe mehr
an Ghibertfs als an Brunellescds Behandlung dieses alten Motivs
angenähert, dabei aber Ghiberti's etwas gespreizten Styl ver-
mieden und noch in tieferem Sinne stylvoll nur wirk-
liches Leben dargestellt.
Der Kopf des Abraham ist an Schönheit und edlem Aus-
druck dem des S. Marcus an Or San. Michele verwandt und
ebenbürtig. Auch hier Enden wir wieder jene grossartige und
edle Behandlung des Haares und des Bartes. Mit einem schmerz-
lichen Blick empor horcht Abraham auf und hält in dem Schnitt
inne, den er im Begriff war, in lsaaläs Hals zu thun. Mit der
andern Hand hält er noch dessen- Haupt zur Seite gedrückt.
Dieser kniet mit zurückgebunrlenen Armen vor ihm, gestützt
auf das vor-tretende rechte Bein Abrahanfs. Obwohl in dieser
Gruppe das vollste Leben und die lebhaftesten Bewegungen
dargestellt sind, so treten beide ITigLIren vermöge der geist-
reichen, zusammengedrängten und doch klaren und wahren