FORTSETZUNG DES DOMBAUES.
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beitet; 1421 ist die dritte vollendet. Gleichzeitig wurde auch
an der Aussenseite gearbeitet und man begann, den Tambour
mit den Rundfenstern zu errichten. Die mit der Bauleitung be-
auftragten Architekten und Mitglieder der Dombauhütte sahen
mit Verlegenheit die Aufgabe der Kuppelwölbung täglich näher
rücken, welche wegen der ungeheuren Weite des Tambours
ein bisher unbekanntes und ungelöstes Problem darbot.
Brunellesco befand sich in Florenz, nachdem er kurz vor-
her, nach 1409, zum zweiten Male in Rom gewesen war. Wie der
zum Sprunge lauernde Tiger mochte er insgeheim lächelnd auf
den Moment warten, wo die rathlosen Bauherren genöthigt
sein würden, bei ihm, der bereits durch seine constructiven
Kenntnisse, wie durch sein künstlerisches Genie zu hoher Ach-
tung gelangt war, sich Raths zu erholen.
Schon im Jahre 1415 trat er mit der Dombauhütte in
Beziehungen, indem er in Gemeinschaft mit Donatello den Auf-
trag erhielt, eine Marmorstatue mit vergoldeter Blei-
gewandung, vermuthlich zur Ausschmückung irgend eines
Theiles am Chorbau, herzustellen; 95 1416 arbeiten sie noch
daran. Wir wissen nicht, wohin diese Figur gekommen ist;
die Figuren mit Bleigewändern in den Magazinen am Aufgange
zur Kuppel rühren, so viel uns erinnerlich, aus einer späteren
Zeit her.
Bereits im Jahre 1416 hatten die Operai den Filippo di
Ser Brunellesco mit Donatello und Nanni d'Antonio di Banco
zusammen beauftragt, ein Modell für die Kuppel herzustellen,
wofür sie am 29. Juni bezahlt werdenfm
Dasselbe scheint aber noch keine Lösung der Aufgabe
enthalten oder doch die Operai nicht zufriedengestellt zu haben.
Sie wenden sich desshalb zu Anfang des Jahres 1417 abermals
an Brunellesco, ihn um Aufklärung und Rath in Betrelf des
Kuppelbaues zu bitten. Brunellescds anonymer Biograph er-
Wähnt diesen Schritt der Operai mit ungefähr folgenden Worten:
Als man zu den Augen der Tribune gekommen war und
die Zeit heranrückte, wo man die Kuppel wölben musste,
gingen die Operai zu Brunellesco und besprachen sich ange-
legentlich mit ihm darüber, da im Geiste der Ober-Bauführer
Schon die Schwierigkeiten auftauchten, eine so grosse und hohe
Qu ellenschriften f. Kunstgesch. IX. 8