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GEORG VERXVANDTE SC
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Verwandtschaften in den ElDZClHhClICD mit den eben geschil-
derten Figuren zeigt.
Diese Hochrelief-Gruppe von l-iesolanischem Sandstein be-
findet sich in einem Tabernakel am rechten SeitenschiH in Sta.
Crocc, vor dem Querschilf, und wurde von der Familie Caval-
canti gestiftet. Dieser letztere Umstand veranlasst uns, aus
historischen Gründen zu vermuthen, dass das Kunstwerk nicht
lange nach dem Jahre 1406 entstanden sei.
Dieses Jahr bezeichnet nämlich die Eroberung Pisas, der
unversöhnlichcn Rivalin von Florenz. Gabriello Maria Visconti
hatte seineAnsprüche auf Pisa für 260.000 Goldgulden an Florenz
verkauft. Allein die Pisanef, nicht gesonnen, sich wie Waare ver-
schachern zu lassen, leisteten unter ihrem neugewählten Herrn,
Giovanni Gambacorti, heldenmüthigen Widerstand, bis sie aus
Mangel an Lebensmitteln zur Capitttlatioxi genöthigt wurden.
Für Pisa's Blüthe war dieses Ereigniss der Anfang des
Endes, zumal als später eine Erhebung der Stadt gegen die
Horentinische Herrschaft eine Verlegung des Seehafens nach
Livorno zur Folge hatte.
Für den Aufschwung des Handels und damit für den
Wohlstand, die Macht und den Weltruhm von Florenz war
aber die Einnahme von Pisa von ungeheurer Wichtigkeit; es
war, wie wenn eine Schleuse plötzlich geöffnet würde. Erst
von nun an konnte Florenz auf eigenen Schiffen seine Waaren
versenden, für deren Transport es früher schwere Steuern in
den Seehäfen, sei es Pisas, sei es Genuas, hatte bezahlen
müssen. Besonders günstig war der Gewinn Pisas für den Ver-
kehr von Florenz mit den Hansestädten, mit Pflandern, Holland,
England und Schottland, von denen es seine meisten Wollen-
Rohstoffe bezog. Auch wurden im Jahre 1421 den deutschen
Kaufleuten ganz besondere Privilegien in Pisa eingeräumt.
Zur Feier des Sieges der Einzug des Horentinischen
Generals NeriCapponi in Pisa hatte unter der besten Mannszucht
am 9.0ctober 1406 stattgefunden wurden in Florenz grosse
Festlichkeiten abgehalten; drei Tage lang fand ein grosses Tur-
nier auf dem Platze vor Sta. Croce statt.
Auch religiös wurde das frohe Ereigniss gefeiert. In einer
grossen Procession wurde das Madonnenbild von Impruneta in