DEM
GEORG V ERWVANDTE SCHÖPFUNGEN etc.
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Jedermann bewundert und in hohen Ehren gehaltenß" Später
wurde diese Statue nach derSammlung derUfficien gebracht und
am äussersten Ende rechts im dritten Gange aufgestellt. Jetzt be-
findet sich dieselbe jedoch im Nationalmusetim, welches im
Palazzo del Podesta eingerichtet ward. In derselben heraus-
fordernden Stellung, nur etwas gespreizter und theatralischer
als der S. Georg, aber dennoch voll gewaltigen, ehrfurcht-
gebietenden Schwunges steht dieser David da. Er ruht auf dem
linken Bein, während er das rechte siegesstolz vorstreckt. Zwi-
schen den nackten Beinen liegt der schöne, edelgeformte Kopf
des Goliath mit meisterhaft stylisirtem Haar. David lässt seine
herabhängende Schleuder darauf ruhen, wie um auf das Resultat
ihrer Wirkung zu zeigen, während er mit der Linken, die er
auf die Hüfte stützt, den Mantel hält, welcher, vor dem Hals
durch eine Agraffe zusammengehalten, über den Rücken fällt
und erst über den Oberschenkeln wieder nach Vorne gezogen
erscheint. Den Leib des David umschliesst ein eng anliegendes
Lederwamms. Durch diese Art der Drapirung hat Donatello
malerischen Faltenwurf mit der Darstellung des Nackten einer-
seits und mit möglichst charakteristischer Costumirung ander-
seits zu vereinigen gesucht. Wir sehen hier den barfüssigen
Hirtenknaben in kricgerischem Mantel und Lederpanzer. Der
Kopf des David ruht auf einem ähnlichen schlanken Hals, wie
der des S. Georg. Ebenso zeigt er wie jener eine Vereinigung
Horentinischcr und antik-classischer Züge, doch herrscht der
fiorentinische Typus hier vor. Die Nase ist hier etwas lang und
gerade, der Mund und das Kinn treten spitz vor. Knabenhafte
Naivetät und Keuschheit sind gut darin ausgedrückt. Das Haupt
umwindetiein Blätterkranz, der sich vorn über der Stirne mit
dem Haarbüschel zusammen zu einer schönen, das Gesicht an-
genehm und eliectvoll bekrönenden Masse von Licht und
Schatten vereinigt. Wiewohl voller Charakter und Leben, so
entbehrt die Statue doch der letzten Hand; ausserdem sind die
Unterarme etwas kurz, besonders im Verhältniss zu den langen
Händen, die eine etwas schlangenhafte Bewegung zeigen. Diese
letztere scheint einUeberrest des Uebergangsstyls zu sein, da sich
Aehnliches an den obenibeschriebenen vier Evangelistenstatuen,
sowie an den Figuren von Ghiberti's erster Broncethüre beob-