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STATUEN FÜR
DIE NIS CHEN etc.
S. Georg des Donatello überein. Nur hält er vor die Beine
statt des Schildes seinen Mantel. Ueber die Anordnung und
die übrigen Sculpturen dieses kunstgeschichtlich sehr interes-
santen Grabes werden wir weiter unten eingehender zu sprechen
haben. Für jetzt weisen wir darauf hin, dass es einen Anhalt
für die Zeitbestirnmung der Entstehung des S. Giorgio bildet,
der demnach jedenfalls vor 1423 vollendet sein musste.
Ehe wir nun fortfahren, andere mit diesem S. Georg des
Donatello zunächst verwandte Werke desselben Meisters zu
schildern, können wir es uns nicht versagen , zunächst noch
einen summarischen Blick auf die Statuen zu werfen, welche
Ghiberti für mehrere Nischen von Or San Michele herstellte.
Man kann sich keinen schärferen Gegensatz denken als den,
den diese im Styl zu den eben geschilderten Statuen des Dona-
tello bilden, wesshalb sie vorzüglich zu einem Gegenstand der
Vergleichung mit diesen geeignet sind, deren für uns wichtig-
stes Resultat die um so bestimmtere Erfassung der Eigenthüm-
lichkeiten und Vorzüge des Donatelldschen Styles sein wird.
Diese Statuen des Ghiberti wurden zwar zum grösseren Theil
erst später vollendet, und müssen wir desshalb in deren Be-
sprechung in eine Periode xiorgreifen, in der wir in Bezug auf
Donatellds Werke noch nicht angelangt sind. Dies wird aber
unserem Bestreben, ein möglichst chronologisches Bild der Ent-
Wicklung der Sculptur des 15. Jahrhunderts in Florenz zu
geben, um so weniger nachtheilig sein, als wir gleich voraus-
schicken können, dass selbst diese späteren Werke des Ghiberti
dem Style nach noch weit alterthümlicher sind als die älteren
Werke des Donato.
Die früheste der Statuen, die Ghiberti für die Kirche Or
San Michele herstellte, ist die des Täufers. Bereits im Jahre
1340 hatte die Zunft der Tuchverfeinerer (calimara) einen
Pfeiler gegen Via Calzajuoli angewiesen erhalten, "um ihn mit
einem Marmortabernakel zu schmücken. Erst im Jahre 1414
wird das Tabernakel hergestellt, vom Glasmaler Fra Bernardo
di S. Domenico mit Mosaik versehen und von Giuliano d'Ar-
rigo Peselli bemalt. Das Tabernakel ist nach dem Schema der
übrigen gehalten, zeigt jedoch einen arabisch geschweiften
Giebel, dessen leeres Giebelfeld vermuthlich ausgemalt war. Am