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STATUEN FÜR DIE
NISCHEN etc.
mit Brunellesco zusammen gemacht habe, ist durch kein
sicheres Document gestützt. In dem Auftrag vom 3. April 1411
heisst es vielmehr: Erinnerung, wie die fünf unterschriebenen
Operai vertnöge ihrer Autorität dem Donato di Niccolo di
Betto Bardi die Marmorstatue im Auftrag geben, um daraus
für 28 Gulden die Figur des S. Marcus herzustellen. Er soll
diese Figur 4 Ellen hoch und in entsprechender Breite mit
einer Marmorbasis von guter Sculptur bis zum I. November
1412 herstellen, und sie auf eigene Kosten und Gefahren im
Tabernakel aufstellen, vergolden und mit jedem geeigneten
Schmuck (wohl Farben) versehen. Es bürgten für ihn Nofri
di Romolo, Steinhauer, und Niccolo di Piero, Bildhauer etc.
Einige Tage später, am 23. April, wird auch die Ausfüh-
rung des Tabernakels an die Steinhauer Perfetto di Giovanni
und Albizo di Piero in Auftrag gegeben. Dasselbe soll nach
dem Muster des Tabernakels ausgeführt werden, worin die
Wollenzunft den S. Stefano hat aufstellen lassen. (Dies ist ein
Beweis, wie die Bildhauer die Tabernakel wohl auch desshalb
noch gothisch componirten, weil es ihnen vorgeschrieben war.)
In den viereckigen Feldern sollen sie eine weisse Rose mit an-
dern Rosen rings herum in schwarzem Marmorgrund einlegen,
wie man es auf der von ihnen unterschriebenen Zeichnung. sieht.
Und auch im Uebrigen soll das Tabernakel nach dieser Zeichnung
ausgeführt werden. Für die ganze Arbeit sollen sie 200 H. erhalten."
Die Nische ist eine der reicheren von Or San Michele und
sehr graziös in der Composition und fein in der Ausführung.
Am Sockel derselben befindet sich in der Mitte der S. Marcus-
Löwe in guter Reliefsculptur. Zu beiden Seiten von ihm zieht
sich ein Fries hin, welches zierliche Akanthtisranken mit Blumen
von weissem Marmor auf dem schwarzen Grund intarsirt
zeigt. Auch dieses Ornament trägt den Uebergangsstyl des Niccolo
d'Arezzo. Die eckigen Pilaster sind zierlich mit Feldern von
weissem und schwarzem Marmor geschmückt; ebenso zeigt der
Grund, dem Contract entsprechend, oblong viereckige Felder von
schwarzem Marmor mit weissem eingelegten Blattwerk, das in
der Form gothisch, in der Zierlichkeit Renaissance ist. Auch die
Wölbung des Tabernakels ist sehr fein mit weissen Marmorrahmen
und Rippen und schwarzen Streifen dazwischen geschmückt.