Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XIII. 
Der Künfiler und 
der 
Menlch, 
knopfes verwendet worden fein. Daniel Specklins Zeugnifs ift 
zu glaubwürdig, als dafs es umgangen werden könnte. Die 
herkömmliche Benennung wDegenknopfi erfcheint darum 
immerhin gerechtfertigt. Keinem Zweifel unterliegt wohl die 
Annahme, dafs das Goldplättchen für den Kaifer Maximilian 
geftochen worden ift, fei es nun dafs derfelbe es bei Dürer 
beftellt, fei es, dafs es jemand Anderem zu einem Gefchenke 
für den Kaifer gedient habe. Und da nun Maximilian I. 
bereits am I2. Januar 1519 ftarb, fo dürfte die Entftehung 
von Dürers Niello nicht über das Jahr ISIS herabzufetzen 
fein. Das kleine, vielbewunderte Kunftwerk war felblt- 
veriländlich mit dem blofsen Grabftichel ausgeführt. Es ift 
wohl das einzige, was Dürer fo in Gold geftochen hat, und 
zugleich ift es auch der kleinfte feiner Stiche l). 
Mehr noch als im Kupferftich ergofs fich der uner- 
fchöpfliche Reichthum Dürers im Holzfchnitte. Die Voll- 
endung des Allerheiligenbildes bezeichnet auch auf diefem 
Gebiete den Höhepunkt feines Schaffens; ja das Meifterftück, 
der grofse Holzfchnitt der Dreifaltigkeit vom Jahre 1511 
(B. 122) ift fozufagen nur eine Variante der Mittelgruppe 
in jenem Gemälde; er erfcheint wie eine Nebenfrucht der- 
felben Studien. Die Sorgfalt und das Zartgefühl, mit welchem 
hier der Holzfchnitt die Zeichnung des Meifters wiedergab, 
übertrifft alles, was die Technik bis dahin aufzuweifen hatte, 
und auch das, was fie in der Folge noch erreichte. Die 
Strichlagen find mit einer Weichheit und Feinheit umfchnitten, 
dafs nichts mehr an die Doppelthätigkeit von Feder und 
Meffer mahnt. Wie aus einem Guffe erfcheint das Bild; 
mehr noch als eine Handzeichnung, denn der Druck nimmt 
i) Zugefchrieben wird ihm zwar 
ein noch kleinerer Hieronymus in der 
XVüfie  62) mit blos 29 Millimeter 
Durchmeffer, welchen fchon Sandrart 
als einzige Seltenheit in der Samm- 
lung des fchwedifcheim Relidenten 
Spiring im Haag bewunderte; es ifl 
eine ganz kräftige Radierung auf 
Kupfer, in Dürers Art gezeichnet und 
mit Anlehnung an delTen Stiche und 
Holzfchnitte deffelben Gegenßzmdes 
hergefiellt, Noch weniger kommt 
ein anderes Niello, das mit Recht 
fogenannte Parisurtheil (B. 65) für 
Dürer in Betracht.
	        
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