XIII.
Der
Künftler
und
Menfch.
gedeiht bis zur Flüchtigkeit in dem von einem Engel in
die Lüfte gehaltenen Schweifstuche der Veronica (B.
es mag gleich unmittelbar auf die grundierte Platte ent-
worfen fein. Nachdem fo auch diefe Technik überwunden
ift, macht Dürer nur noch einmal von derfelben Gebrauch
in dem grofsen Querblatte, genannt die Kanone von 1518
(B. 99). Eine grofse Nürnberger Feldfchlange, mit dem
Stadtwappen verfehen und umgeben von Landsknechten,
wird von fünf Türken refpectvoll angefiaunt fie foll ihnen
wohl zur Warnung dienen und im Hintergründe dehnen
{ich die Fluren der heimathlichen Landfchaft, zu deren
Schutze fie beflimmt ift. Dafs diefe fämnltlichen fechs
Blätter auch wirklich von Eifen- oder Stahlplatten abgedruckt
find, beweifen fchon die ihnen eigenthümlichen Roftflecke
auf den fpäten Abdrücken.
Ein Spiel des Zufalls wollte es, dafs das letzte Blatt,
mit welchem Dürer von der Eifenradierung Abfchied nimmt,
durch den Gegenftand feiner Darftellung auf jenes Gebigt
hindeutet, auf Welchem die neue Erfindung insbefondere
eine reiche Zukunft finden follte nämlich auf das der
NVaffen und Rüftungen. Für den damals aufkommenden
Luxus in Harnifchen, Heimen und allen Arten von Rüftzetig
war in der Aetzung auf Eifen ein fehr willkommenes Mittel
der Ornamentierung geboten, ungleich leichter und voll-
kommener als das frühere Schneiden und Gravieren des
Metalles. Es bildet fich denn auch dafür in den Städten
bald eine ganz eigene Berufsklaffe von Kunfthandwerkern,
nämlich die der fogenannten Aetzmaler. Dürer felbft fcheint
noch die Anwendung der Aetzung auf die Verzierung des
ritterlichen Eifenkleides vermittelt zu haben. So fchliefse
ich aus drei Federzeichnungen aus dem Jahre 1517, welche
verfchiedene Theile einer Rüftting vorftellen. Die eine zeigt
das ftark ausgebauchte Vifler, die andere eine Stichplatte
oder Armberge mit der Beifchrift vgardeprasr von
Dürers Hand beide in der Albertina; ein dritter ähn-
licher Beftandtheil, es fcheint ein Achfelkamm, im königlichen