Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XIII. 
Künüler 
Der 
der 
und 
Menfch, 
fcheint die heilige Veronica mit dem Schweifstuche von 
1510 gewefen zu fein 1). Das Blättchen hat Aehnlichkeit 
mit dem entfprechenden kleinen Stiche von Schongauer. 
Die Zeichnung ift einfach, die Handhabung der kalten Nadel 
noch ungelenk, der Druck unrein in den Angeln. Weiter 
geführt ift die gleiche Behandlung fchon in dem Schmerzens- 
mann mit gebundenen Händen, der in einen Mantel gehüllt 
dafleht; bezeichnet mit 1512 (B. 21). Völlig ausgebildet 
erfcheint die Technik erfl in St. Hieronymus mit dem 
Weidenbaume von demfelben Jahre (B. 59). In einer Felfen- 
fchlucht fitzt der greife Heilige mit entblöfstem Oberkörper 
vor einem, als Tifch verwendeten Brette und betet das 
Crucifix an. Vorne links liegt der Löwe, rechts fleht ein 
theilweife abgeäfteter Weidenbaum. Auf einem Zettel am 
oberen Rande fleht 1512, links in der Mitte an dem Felfen 
grofs das Monogramm. Je einen Abdruck vor diefem Mono- 
gramme befitzt das Britifche Mufeum in London und die 
Albertina in Wien. Insbefondere cliefe frühefien Drucke  
und nur einige wenige unter den mit dem Monogramme 
bezeichneten  geben uns einen Begriff von dem, was 
Dürer damit beabfichtigte. Sie find von einer farbigen 
Tiefe, von einer malerifchen Leuchtkraft, wie fie erft Rem- 
brandt wieder in die Radierung eingeführt hat. Man denkt 
unwillkürlich an deffen analoge Darftellungen deffelben 
Heiligen i). Mit fo vollendetem Gefchick handhabt Dürer 
gleich auf den erflen Wurf ein fo zukunftreiches Verfahren. 
Der gleiche Grad, derfelbe Ton der erften Abdrücke läfst 
auf eine nahe verwandte Technik fchliefsen, und es ift falt 
undenkbar, dafs {ich Rembrandt an diefen Verfuchen Dürers 
nicht ein Mufler genommen habe. Diefer liefs es freilich 
x) Bartfch Nr. 64. Man kennt 
davon blos zwei Abdrücke; der eine 
befindet floh in der Albertina, dar- 
nach die moderne Copie von A. 
Petrak; der andere ward in der Ver- 
Fteigerung der Verfiollüfchen Samm- 
lung zu Amüerdam 1851 für 410 
Gulden verkauft und kam in die 
Privatfammlung des Königs, jetzt des 
Prinzen Georg von Sachfen, 
2) Bartfch, Nr. 103 u. 104,
	        
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