64
XIII.
Künüler
Der
der
und
Menfch,
fcheint die heilige Veronica mit dem Schweifstuche von
1510 gewefen zu fein 1). Das Blättchen hat Aehnlichkeit
mit dem entfprechenden kleinen Stiche von Schongauer.
Die Zeichnung ift einfach, die Handhabung der kalten Nadel
noch ungelenk, der Druck unrein in den Angeln. Weiter
geführt ift die gleiche Behandlung fchon in dem Schmerzens-
mann mit gebundenen Händen, der in einen Mantel gehüllt
dafleht; bezeichnet mit 1512 (B. 21). Völlig ausgebildet
erfcheint die Technik erfl in St. Hieronymus mit dem
Weidenbaume von demfelben Jahre (B. 59). In einer Felfen-
fchlucht fitzt der greife Heilige mit entblöfstem Oberkörper
vor einem, als Tifch verwendeten Brette und betet das
Crucifix an. Vorne links liegt der Löwe, rechts fleht ein
theilweife abgeäfteter Weidenbaum. Auf einem Zettel am
oberen Rande fleht 1512, links in der Mitte an dem Felfen
grofs das Monogramm. Je einen Abdruck vor diefem Mono-
gramme befitzt das Britifche Mufeum in London und die
Albertina in Wien. Insbefondere cliefe frühefien Drucke
und nur einige wenige unter den mit dem Monogramme
bezeichneten geben uns einen Begriff von dem, was
Dürer damit beabfichtigte. Sie find von einer farbigen
Tiefe, von einer malerifchen Leuchtkraft, wie fie erft Rem-
brandt wieder in die Radierung eingeführt hat. Man denkt
unwillkürlich an deffen analoge Darftellungen deffelben
Heiligen i). Mit fo vollendetem Gefchick handhabt Dürer
gleich auf den erflen Wurf ein fo zukunftreiches Verfahren.
Der gleiche Grad, derfelbe Ton der erften Abdrücke läfst
auf eine nahe verwandte Technik fchliefsen, und es ift falt
undenkbar, dafs {ich Rembrandt an diefen Verfuchen Dürers
nicht ein Mufler genommen habe. Diefer liefs es freilich
x) Bartfch Nr. 64. Man kennt
davon blos zwei Abdrücke; der eine
befindet floh in der Albertina, dar-
nach die moderne Copie von A.
Petrak; der andere ward in der Ver-
Fteigerung der Verfiollüfchen Samm-
lung zu Amüerdam 1851 für 410
Gulden verkauft und kam in die
Privatfammlung des Königs, jetzt des
Prinzen Georg von Sachfen,
2) Bartfch, Nr. 103 u. 104,