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XHI.
Der
Künfller
und
der
Menfch,
plättchens in finnigem Einklange. Es befindet fich näm-
lich an einer der "vier abgefaften Ecken eines Gürtel-
käftchens, welches Helena Imhoff zu ihrer Vermählung mit
Sebald Reich im Jahre 1509 als fogenanntes wHausfchenkr
erhalten haben foll Bei den nahen Beziehungen, in denen
Dürer mit dem Brautvater, Hans Imhoff dem Aelteren Rand,
der fozufagen fein Banquier war, ift anzunehmen, dafs das
Plättchen ein Gefchenk Dürers gewefen fei. Vielleicht war
das ganze Käftchen ein gemeinfames Brautgefchenk von
Mehreren, darunter auch Dürer. Vielleicht auch ging die
Arbeit aus der Werkftätte feines Bruders, des Goldfchmiedes
Andreas hervor, und Albrecht lieferte aus Gefälligkeit die
Form für die eine Platte. Beftellungen auf derlei Arbeiten
dürfte er felbfi kaum jemals angenommen haben. Immerhin
lag ihm noch die Ausführung in Metall am nächften, da er
ja bereits als Goldfchmiedlehrling bei feinem Vater damit
vertraut geworden war. Es giebt übrigens für diefen Fall
auch noch eine urkundliche Beglaubigung, die zugleich
andeutet, wie Dürer felbit den Verfuch für etwas ganz
Befonderes, Ungewöhnliches anfah und {ich auf deffen Ge-
lingen etwas zu Gute that. Denn nur diefes Figürchen
kann unter dem Bilde einer Frau gemeint fein, das Dürer
im Jahre 1509 an den KurfürPten Friedrich von Sachfen
fandte, das aber auf dem Wege abhanden kam, fo dafs
der Kurfürft blos das leere Schächtelchen erhielt, in dem
es yerpackt gewefen war. Als er dies durch Anton Tucher
dem Meifter anzeigen liefs, machte Dürer fogleich einen
anderen Abgufs des Bildes und liefs ihm denfelben zufenden.
Die Umftände paffen nur zu gut auf das gerade mit 1509
I) Das Käßchen befindet {ich noch
im läefitze der Familie lmhoff und
wird in deren Archiv aufbewahrt,
An den drei anderen Ecken iind ähn-
liche Plättchen angebracht, eines mit
einem fremden, die beiden letzten
ohne Monogramm, wie es gar heifst,
von fpäterer Hand fiiarrlmend, Der
Deckel des bereits fchadhaften Käfi-
chens zeigt in ziemlich roher Arbeit
das Allianzwappen der Reich und
Imhoß". Ich verdanke diefe Nach-
richt laerfönlichen Mittheilungen des
Freiherrn G. v. Imhoff.