Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XIII. 
Der 
Künßler 
und 
Menfch, 
aus der Wochenftube des Marienlebens 1). Das vierte Relief 
der Folge aber  und das ift das Merkwürdige dabei  
Prellt denfelben Gegenfland dar, ebenfalls die Predigt des 
Täufers, aber nicht in Nachahmung von Dürers Art, fondern 
ganz in der Tracht und Formengebung des XVII. jahr- 
hunderts. Es ift fomit eine Imitation nach {einem anderen 
Meifter oder eine Linabhängige, eigene Compoiition 
Schweiggers. Derfelbe wollte vielleicht gerade durch die 
Nebeneinailcleritellung von beiderlei Arbeiten eine Probe 
feiner Kunftfertigkeit geben, die allerdings fowohl in An- 
fehung der technifchen Vollendung, wie in der Gefchicklich- 
keit der Nachahmung Bewunderung verdient. Wir werden 
kaum weit irre gehen, wenn wir den Helden eines folchen 
Kunftitückclmens auch geradezu für den F älfcher jener drei 
Reliefs mit der Jahreszahl 1510 anfehen. Jedenfalls ftehen 
diefelben den überzierlichen Pfeud0-Dürer'fchen Arbeiten 
Schweiggers in der Ambrafer Sammlung näher als dein- 
jenigen, was wir von Dürers eigenhändiger fchlichter Be- 
handlung vorausfetzen müfsten  ja auch noch nachweifen 
können. Georg Schweigger war 1613 zu Nürnberg geboren 
und Pcarb dafelbfl 1690 als ein mit Recht gefeierter Meifier 
in allen Arten von Sculptur und Metallgufs2). Von feinen 
kleineren Arbeiten in Metall beützt die königliche Kunfl- 
kammer in Berlin die Bildniffe Pirkheimers und Melanchtons" 
nach Dürers Kupferflichen. 
Einen weiteren Beleg für die Berechtigung unferer 
Zweifel liefert ein kleines plaftifches Kunftwerk, das mehr 
als alle anderen die Merkmale der Echtheit an {ich trägt. 
Es ifl; ein reizendes Haches Relief vom Jahre 1509, in Silber 
gegoffen, darflellend eine weibliche Gellalt von rückwärts 
gefehen, wie fie {ich eben entlchleiert. Ich habe zwar das 
Original nie zu Gefichte bekommen, aber fchon der Gyps- 
abgufs, nach welchem unfer Holzfchnitt in gleicher Gröfse 
1) Photographifch publiciert bei E, 
Freib, v. Sacken: Kunüwerke und 
Geräthe in der k, k. Ambrafel" Samm- 
lung, S, 32, Tßaf, XVIII. 
2) Doppelmayr, Nachricht, 
246.
	        
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