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XIII.
Der Künftler
und
Menfch,
zufügende Monogramm zu Werken Dürers geflempelt; kaum
dafs die Vorzüge der Arbeit die Zufchreibung einigermafsen
rechtfertigen. Sie erweifen {ich fafl durchweg als fpätere
Producte, die niemals einen anderen Zweck hatten, als in
der Rüftkammer des Antiquitätenfammlers ihren Platz aus-
zufüllen. Dürer wird freilich auch, fo im Allgemeinen, zu-
weilenals Meiiler in der Sculptur gepriefen, fchon von
Zeitgenoffeil, wie Chrifloph Scheurl Es verhält {ich
damit aber fo, wie mit Dürers Ruf als Architekt. Wenn er
auch hie und da und wohl nur an kleineren Stücken fein
unzweifelhaftes Gefchick in der Behandlung plaflifcher
Technik bewährt hat, fo ünd doch folche Werke bisher
nicht nachgewiefen; wenigflens können die ihm bisher,
wenn auch noch fo allgemein zugefchriebenen Sculpturen
nimmermehr als eigenhändige Arbeiten Dürers angefehen
werden.
Die
berühmtefien darunter
fmd die Hochreliefs
in Kehl-
heimer Stein, welche in der Gröfse der Holzfchnitte des
Marienlebens und nach deren Analogie je einen Moment
aus dem Leben Johannes des Täufers darflellen. Es {ind
die Heimfuchung der Elifabeth durch Maria im bifchöflichen
Seminare zu Brügge, die Geburt des Johannes im Britifchen
Mufeum zu London i), und die Predigt des Täufers im
Mufeum zu Braunfchweig, {ämmtlich mit der Jahreszahl 1509
und mit dem Monogramme verleben. Die Reliefs geben
{ich fomit als Bruchftücke einer Folge des Johanneslebens,
das aber in Deutfchland nicht fo wie in Italien in den
Kreis der üblichen Darilellungen Fällt. Die techilifche Be-
handlung zeigt zwar viel Gefchick und Glätte, flellt {ich
aber doch nur als eine ganz einfeitige Uebertragung der
Holzfchnittzeiclmung in die Sculptur heraus, wo dann die
I) Diefer fein feurigüer Lobredner
fchreibt bereits I 506 in [einem Li-
bellus de laud, Germ_: uCeterum quid
dicam de Alberto Durero Norin-
bergense? Cui consensu omnium et
in pictura et in Hctura aetate nostra
principatus deferturu.
2) Abgebildet bei Förfier, Denk-
male der deutfchen K. VI.