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XII.
Gemälde,
grofsen
Die
hiermit ein wenig meine Meinung, wenn fxe mein wäre, wie
ich fie wollte machena. Nun aber ging Dürer von der
alten deutfchen Form des Flügelaltares ganz ab, wie er
dies bereits in Venedig mit dem Rofenkranzfefte für San
Bartolommeo gethan hatte. Er fafste den Plan, feine letzte
grofse Altartafel blos mit einer Architektur von antiken
Formen und Verhältniffen zu umgeben. jene Zeichnung
von 1508 beweifl, dafs der Rahmen mit dem Bilde in eins
gedacht und beide von Dürer erfunden lind. Aber von
der erften, beiläufigen Skizze bis zur wirklichen Ausführung
ift ein weiter Weg. Der fertige Rahmen weicht auch viel-
fach von jenem Entwürfe ab; er ift weniger überhöht, die
Profile lind mächtiger, Details und Ornamente reicher, ins-
befondere find die freiltehenden Säulen zierlicher und nicht
mehr glatt, fondern von Rebenornament umfponnen. Doch
ift kein Zweifel, dafs Dürer auch die Ausführung in Holz
mit Zirkel und Richtfcheit geleitet hat. Denn wer aufser
ihm hätte wohl damals in Nürnberg etwas bauen können,
das fo ganz den Geift der Antike athmet, wenn es flch
auch in der claffifchen Formenfprache noch nicht richtig
auszudrücken vermag!
NVeniger als jede andere Kunit, kann ja die Baukunft
der deutlichen Ueberlieferung, der Anknüpfung an ältere
lVluPcer entbehren. Nun iPt kein Zweifel, dafs Dürer auf
eine ruhige mafsvolle Compofltion im Sinne der Antike
ausging. Dazu aber bot ihm fein Vitruvius nur fehr magere
theoretifche, die Nürnberger Architektur aber gar keine
praktifchen Anhaltspunkte. Die Quelle, auf welche feine
Erinnerung nothwendig zurückgehen mufste, War Venedig.
Dort hatte fich die Frührenaiffance der Lombarden namentlich
in der Verzierung von Portalen, Loggien und Nifchen reichlich
ergangen. Insbefondere iPt es eines der Dogengrabmäler in
SS. Giovanni e Paolo, an deffen Marmorumrahmting, fowohl
in der Gliederung wie in den Verhältniffen, Dürers Rahmen
gar deutlich erinnert; es iPc das Grabmal des 1462 ver-
ftorbenen Dogen Pasquale Malipiero; nur erfcheint die Aus-