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XVII,
Krankheit,
und
Tod
fchriftlicher
Nachlafs,
aus Bruchflücken der Natur, nichts von lVleffung und Specu-
lation. Nicht mit Hilfe folcher Krücken, fondcrn in kühnem
Wettlaufe mit dem breiten Stromc der Natur glaubt er zu
einer höheren Harmonie feines Werkes zu gelangen, indem
er fpricht:
wAber das Leben in der Natur giebt zu erkennen die
Wahrheit diefer Dinge; darum fieh" fle fleißig an, richte
dich darnach und gelf nicht von der Natur ab in deinem
Gutdünken, dafs du wolleft meinen, das Beffere von dir
felbfl zu finden, denn du würdeft verführt. Denn wahr-
haftig fteckt die KunPc in der Natur; wer Iie heraus kann
reifsen, der hat fie. Ueberkommü du fie, fo wird fie dir
viel Fehls nehmen in deinem Werk. Aber je genauer
dein Werk dem Leben gemäfs ift in feiner Geflalt, deflo
beffer erfcheint dein Werk. Und dies ift wahr; darum
nimm dir nimmermehr vor, dafs du etwas beffer mögelt
oder wolleft machen, als Gott es feiner erfchaffenen Creatur
zu wirken Kraft gegeben hat, denn dein Vermögen ift
kraftlos gegen Gottes Schaffen. Daraus ift befchloffen, dafs
kein Menfch aus eigenen Sinnen nimmermehr kein fchönes
Bild machen könne, es fei denn, dafs er davon durch vieles
Nachbilden fein Gemüth voll gefafst habe; das ift dann
(aber) nicht mehr Eigenes genannt, fondern überkommene
und gelernte Kunft geworden, die {ich befamet, erwächft
und ihres Gefchlechtes Früchte bringt. Daraus wird der
verfammelte heimliche Schatz des Herzens offenbar durch
das Werk und die neue Creatur, die einer in feinem Herzen
fchafft in der Gefialt eines Dingesa. Das iPc Wohl einer der
fchönPcen Ausfprüche, den je ein Künfiler über feine Thätig-
keit gemacht hat, und zwifchen den Zeilen lefen wir etwas
von der Erhebung, mit welcher der Meifier üch in Gemein-
fchaft mit der Schöpferkraft Gottes weifs. Ein vheimlicher
Schatz des Herzensr iPc ihm der innerliche Gefialtenreich-
thum und deffen Ergüffe im KunPcwerke bekunden {ich als
meue Creaturem, als die im GeiPce empfangenen und ge-
borenen, nicht äufserlichem AnlaiTe entftammenden oder von