Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XVlL 
und 
T0 d 
Krankheit, 
fchriftlicher 
Nachlafs. 
der Menfchen fein könnte. Niemand weifs das, denn Gott 
alleim  xwem er es offenbarte, der Wüfste es auche; 
fügte er fpäter hinzu. wDie Wahrheit hält allein innen, 
welches der Menfchen fchörxfie Gefialt und Mafs fein könnte 
und keine anderer 1). 
Das äfthetifche Urtheil erfcheint Dürer zwar bis zu 
einem gewiffen Grade und ausnahmsweife als das Ergebnifs 
einer befonderen Begabung, es bleibt aber fortwährend 
etwas Unficheres und Subjectives; es bedarf daher des Cor- 
rectives durch das Urtheil Anderer: wKeiner glaube llCh 
fclbit zu viel, denn Viele merken mehr als Einer; wie wohl 
das auch möglich iPc, dafs einmal Einer mehr verfieht, als 
taufend Andere, fo gefchieht es doch feltem. Zweckmäßig- 
keit und Ebenmafs kommen der Schönheit zu ftatten: wder 
Nutzen ift ein Theil der Schönheit, darum was am Menfchen 
unnütz ift, das iPc nicht fchön. Hüte dich vor Ueberflufs! 
Die Vergleichung Eines gegen das Andere, das ifi fchön, 
darum ift Hinken nicht fchön; es ift aber auch im Ungleichen 
eine grofse Vergleichungr. Doch iPt es ganz bezeichnend 
für Dürer, wie für die ganze deutfche Kunft, dafs er die 
Idee der Schönheit als unfafsbar der freien Discuffion an- 
heimftellt: vUeber das Schöne zu urtheilen, darüber ift zu 
rathfchlagen. je nach Gefchicklichkeit mag man es in ein 
jegliches Ding bringen, denn wir fehen in etlichen Fällen 
ein Ding für fchön an, in einem anderen wäre es nicht 
fchön. Schön und Schöner ift uns nicht leicht zu erkennen, 
denn es iPc wohl möglich, dafs zwei ganz verfchiedene Bilder 
gemacht werden, in jeder Hinflcht ungleich, ohne dafs wir 
urtheilen können, welches fchöner fei. Die Schönheit  
was das ift, das weifs ich nicht, Wiewohl fle vielen Dingen 
anhängt. Wollen wir {ie in unfer Werk bringen, fo kommt 
uns das gar fchwer an; müffen das weit zufammentragen 
und fonderlich in der menfchlichen Geltalt durch alle Glied- 
mafsen, vorn und hinten. Man durchfucht oft zwei- oder 
Proportionsl.
	        
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