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XVII.
Krankheit,
und
Tod
fchriftlicher
Nachlafs,
vielleicht gar verlorengegangen einfi gefchehen durch
Krieg, Austreibung der Völker und Veränderung der Ge-
fetze und Glauben, was da billig zu beklagen iP: von einem
jeglichen weifen Mann. Es gefchieht oft durch die rohen
Unterdrücker der Kunfi, dafs die edlen Ingenia ausgelöfcht
werden; denn fo He die in wenigen Linien gezogenen
Figuren fehen, vermeinen He, es fei eitel Teufelsbannung.
S0 ehren fie Gott mit etwas, das ihm widerwärtig ifl; und
menfchlich zu reden, hat Gott ein Mifsfallen über alle Ver-
tilger grofser Meiflerfchaft, die mit grofser Mühe, Arbeit und
Zeit erfunden wird und allein von Gott verliehen ift. Ich
habe oft Schmerzen, dafs ich der vorgenannten Meifier
Kunftbücher beraubt fein mufs; aber die Feinde der Kunft
verachten diefe Dingea 1).
Merkwürdiger noch iPc eine ältere, erfte Faffting diefer
Stelle, in welcher Dürer feine Aniichten über das Verlöfchen
der alten Kunft noch deutlicher ausdrückt. Die Auffchrei-
bung mufs aus einer Zeit flammen, in welcher die Ein-
wirkung der italienifchen Renaiffance im Sinne Mantegnas
in Dürer noch lebhaft nachklang; fo dafs er gar in einer
unmittelbaren Nachahmung der Antike das Heil der mo-
dernen Kunfl erblicken konnte. Diefe erfle Faffung lautet
folgendermaßen: xPlinius fchreibt, dafs die alten Maler und
Bildhauer, als Apelles, Protogenes und die anderen gar
kunftvoll befchrieben haben, wie man ein wohlgeilaltetes
Gliedermafs der Menfchen machen foll. Nun iPc es wohl
möglich, dafs folche edle Bücher im Anfange der Kirche
unterdrückt und ausgetilgt worden feien, um der Abgötterei
willen. Denn {ie haben gefegt, der Jupiter {oll eine folche
Proportion haben, der Apollo eine andere, die Venus foll {o
fein und der Hercules fo, desgleichen mit den anderen allen.
Sollte dem alfo gevvefen fein und wäre ich zu derfelben
Zeit zugegen gewefen, {o hätte ich gefprochen: O lieben
heiligen Herren und Väter! um des Böfen willen wollet die
Jahrb,
Kunftw,