Ue ber
Untergang
den
antiken
Kunft,
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Zweckmäfsigen, über künftlerifches Schaffen und Wiffen,
wie über die Sendung, welche er fich felbfi in diefer Be-
ziehung zumuthete.
Als Ausgangspunkt dient Dürer immer feine Verehrung
für die Kunft und Weisheit des clafflfchen Alterthumes, feine
Klage um deren Untergang und feine Achtung vor den
neuen Beftrebungen der Italiener. In der Widmung feiner
Mefskunft an Pirkheimer heifst es: vIn was Ehren und
Würden aber diefe Kunft bei den Griechen und Römern
gewefen ift, zeigen die alten Bücher genugfam an; wiewohl
fie in der Folge gar verloren und über taufend Jahre ver-
borgen gewefen und erPt vor zweihundert Jahren wieder
durch die Wälfchen an den Tag gebracht worden iftr
oder wie es in der Proportionslehre einmal heifst: vor
anderthalbhundert Jahren. Man fleht, dafs Dürer die neue
Blüthe der Kunfl an die Epoche der Renaiffance knüpft.
In der Vorrede zu feinem Proportionswerke foll nach feinem
ausdrücklichen Wunfche. hervorgehoben werden, vdafs er die
Wälfchen fehr lobe in ihren nackten Bildern und zumal in
der Perfpectiveel). Und im Jahre 1513 fchreibt Dürer:
wDie grofse Kunfi des Malens ift vor vielen hundert Jahren
bei den mächtigen Königen in grofser Achtbarkeit gewefen,
denn fie machten die fürtrefflichen Künfller reich und hielten
fle würdig, denn fie erachteten folche Sinnreichigkeit für ein
Schaffen, gleichförmig dem Gottes. Denn ein guter Maler
ifl inwendig voller Figuren, und wenn's möglich wäre, dafs
Cr ewiglich lebte, fo hätte er aus den inneren Ideen, davon
Plato fchreibt, allzeit etwas neues durch die Werke aus-
zugiefsen. Vor vielen hundert Jahren fmd annoch etliche
berühmte Maler gewefen, als mit Namen: Phidias, Praxiteles,
Apelles, Poliklet, Parrhafius, Lifippus, Protogenes und die
anderen, deren einige ihre Kunfl befchrieben und zumal
kunflvoll angezeigt und klar an den Tag gebracht haben;
doch fmd ihre löblichen Bücher uns bisher verborgen und
Dresdener
Pirkheimer im
1) Briäf an
Heller,
Codex ;
999-