Volltext: Dürer (Bd. 2)

326 
XVIl. 
Krankheit, 
Tod und 
fchriftlicher 
Nachlafs, 
treffs des erfteren ifi dies fehr zu beklagen; denn eine ein- 
gehende Schilderung feines Vorgehens und feiner Technik 
in der Malerei wäre für uns vielleicht von grofserer NVichtig- 
keit gewefen als alle feine übrigen Schriften. In diefen hat 
heutzutage doch vornehmlich nur dasjenige Intereffe, was 
mit dem Schaffen des Meifiers in directer Beziehung ficht. 
Denn Dürers Perfönlichkeit als Künftler ifi eine eminent 
hiftorifche und was ihn und feine Kunft unmittelbar angeht, 
kann nicht veralten. Es fehlt denn auch nicht in Dürers 
Schriften an einzelnen Ausfprüchen über die Kunft und ihre 
Aufgaben, die fo tieffmnig und geiftvoll iind, dafs {ie nie 
aufhören werden, die Nachwelt zu entzücken. Doch wäre es 
ein Irrthum, dahinter ein ganzes kuniiphilofophifches Syftem 
zu vermuthen, das {ich aus jenen Aeufserungen, wie aus 
zerftreuten Baufteinen, wieder zufammenfetzen liefse. Sie 
haben nichts gemein mit einer Aefihetik im wiffenfchaft- 
lichen Sinne, fie find nicht die Ergebniife einer theoretifchen 
Erwägung. Hier tritt vielmehr der Maler wieder in feine 
Rechte ein. Es find blos vereinzelte Geifiesblitze, doppelt 
werthvoll, weil {ie der Ausdruck einer reflectierenden Küilftler- 
feele lind. Sie Hammen nur auf, um in ihrer Pracht zu er- 
glänzen, nicht aber um einer mühfeligen Forfchung den 
Pfad zu beleuchten. 
Insbefondere ift das Vorwort zu jenem grofsen, lange 
von Dürer geplanten Werke: v eine Speife der Malcrknabem 
reich an folchen Ausfprüchen 1). Er hat diefe Vorrede 
wiederholt umgearbeitet und je nach den Stimmungen und 
Anfchauungen, die ihn eben befeeltcn, gab er feinen Ge- 
danken Ausdruck über die Kunfi in ihrem Verhältnifs zur 
Antike und zur Natur, über den fchwankenden Begriff des 
Schönen und deffen Einklang mit dem Guten, Wahren und 
 Aus den Londoner MSS zu- 
fammengeüellt von Zahn, Jahrb. f. 
Kunßw, I, 4-"10; und von den 
Herausgebern der Proportionslehre am 
Schluffe des III. Buches; ein Bruch- 
fiück im Nürnberger Codex, facümile 
bei Ghillany, Index rarissilnoruzn 
aliquot librorum, Norinb. 1846, ab- 
gedruckt bei Becker, Archiv f, zeichn. 
K, IV. xSSS, S. 24-25. 
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.