Ueber
Pferdeproportionen,
Beham
Sebald
Jeronylnus
un d
An dreae.
325
auch hier ohne weiteres einen litterarifchen Diebftahl an,
während es {ich vielleicht blos um ein Concurrenzunter-
nehmen handelte. UmfonPc auch fupplicierte Hans Sebald
Beham gegen den Rathserlafs; der Rath liefs es am 26. Au-
guft bei dem früheren Befcheid bleiben, vdafs er nichts von
{einem gemachten Buche drucken laffe, bis Dürers Buch vor
im Druck gefertigt werde und ausgeherl). Der Rath ging
hiermit doch von der directen Annahme eines Plagiates ab.
Beham fügte flch auch gehorfam dem Rathserlaffe und be-
gnügte {ich im Jahre 1528 damit, fein Büchlein von der
ivProportion der Roffer zu veröffentlichen, in welchem er
{ich gegen die ihm gemachten Vorwürfe deutlich genug
verwahrt. Was er von der Proportion des menfchlichen
Körpers beibringen wollte, unterdrückte er einfiweilen, und
das, was er nachmals I 546 zu Frankfurt in feinem Künft-
und Lehrbüchlein veröffentlichte, unterfcheidet {ich erheblich
von Dürers Vorgang. Daffelbe gilt aber auch von {einen
Pferdeproportionen. Wenn wir mit gutem Fuge die Re-
fultate von Dürers Meffungen von deffen vReiterq abnehmen
dürfen, fo {iicht der fchwere deutfche Karrengaul, den Beham
conßruiert, nur zu fehr von dem Mufterpferde Dürers ab.
Es gewinnt fomit den Anfchein, als wären die gelehrten
Freunde und die Erben Dürers in der Wahrung feines
geiftigen Eigenthums allzu eifrig gewefen und in der Ver-
dächtigung {einer Schüler doch zu Weit gegangen. Der
Rath von Nürnberg aber hatte fowohl mit Beham, wie mit
Ieronymus zu fchlimme Erfahrungen gemacht, als dafs er
nicht zum Mifstrauen gegen die beiden unruhigen Künftler
geneigt gewefen wäre.
Wir müffen nach alledem annehmen, dafs Dürer von den
beiden Büchern über das Malen und über die Proportion
der Pferde Wenig zu Papier gebracht hat, wenn er auch
lange darüber nachgedacht haben mochte. Namentlich be-
I) M.
Baader,
M. Mayer, A. Dürer
Beiträge I, 10, A.
S. 10.
Rofen-
berg, Sebald ä Barthel Beham,
und 138.