des Menfchen.
Proportionslehre
Die
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aufgeftellte Reihe von Kategorien, als Grofs und Klein,
Jung und Alt, Feift und Mager etc.; Dürer nennt fle
vWörter des Unterfchiedes, welche lieblich und häfslich
machena. Zum Zwecke der theils proportionalen, theils
einfeitigen Verlängerung und Verkürzung entwirft er mehrere
Hilfsfiguren, denen er eigene Namen giebt und die er {ich
zum Theil als Werkzeuge der Zeichnung ausgeführt denkt.
Die feltfannen Verhältniffe, welche fich ihm fo ergaben, ver-
anlaffen Dürer felbft, vor deren Mifsbrauch zu warnen, doch
fleht er cliefe allerdings unmittelbar nicht brauchbaren
Geftalten immer noch als lehrreich für die Sachverftändigen
an. Das vierte Buch zeigt an, xwo und wie man die vor-
befchriebenen Bilder biegen fOlla. Es ift im Wefentlichen
eine Anwendung der geometrifcheil Projectionslehre auf die
Zeichnung des in Linien und Ebenen eingefügten menfch-
lichen Körpers unter verfchiedenen Anflchten und in ver-
fchiedenen Stellungen. Auch hier werden fleben WVörter
des Unterfchiedesx aufgeffellt, als vGebogen, Gekrümmt,
Gewendete etc. und in geometrifchen Figuren erläutert.
Merkwürdig ift, dafs alle Geftalten, auch die in bewegten
Stellungen, faft ohne Berückfichtigung des inneren Organismus
und blos ganz fchematifch aufgebaut werden. Nur die
Gelenkspunkte der Glieder hat Dürer genau beachtet und
überall conftant feilgehalten. Schon in der Vorrede ver-
wahrt fich Dürer, er wolle von innerlichen Dingen nichts
fchreiben und im Eingang des vierten BIIClICS heifst es:
vAber wie man wohl foll reden von den Gliedern, wie fic
wunderbarlich in einander gehen, das wiffen die da mit der
Anatomie umgehen, die lafs ich von denfelben redene, und er
begnügt {ich darauf mit einigen dürftigen Andeutungen über
die Grenzen der Körperbeugung und über das Anfchwellen
der Glieder beim Beugen und Strecken.
Unter diefen Unlftänden mag uns heutzutage der Erfolg,
den Dürers Proportionslehre hatte, billig in Erftauxieil fetzen,
doch erfeluen wir daraus, wie das Buch nach dem damaligen
Stande des Wiffens gewürdigt wurde. Von der lateinifchen