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XVII.
Krankheit,
und
Tod
fchriftlicher Nachlafs,
zu Wien, darßellexmd eine Brunnenfchale mit Schlangen als
Wafferfpeier aus dem Jahre 1527. Als Brunnenfigrlr Pceht
oben ein kleiner Landsknecht mit der Fahne in der Hand.
Man wird einräumen, dafs der Entwurf an Einfachheit wie
an Gefchmack nichts zu wünfchen übrig läfst.
In diefem Jahre trat Dürer zugleich als Fachmann in
einem befonderen Zweige der Baukunft auf, welcher weniger
der Verzierung als vielmehr dem gemeinen Nutzen gewidmet
ift, nämlich als Kriegsbaumeilter. Im October 1527 ver-
öffentlichte er feinen wUnterricht zur Befeiiigung der Städte,
Schlöffer und Fleckenß. Das fchön ausgeltattete Buch ift
dem Reichsftatthalter König Ferdinand I. von Ungarn und
Böhmen gewidmet, dem fich Dürer zu dienen fchuldig fühlt
xwegen der Gnaden und Wohlthaten, die ihm von weiland
feinem Grofsvater Kaifer Maximilian zu Theil geworden
feien. Dieweil {ich nun zuträgt, dafs Euer Majeftät etliche
Städte und Flecke zu befeltigen befohlen hat, bin ich da-
durch veranlafst, meine geringe Kenntniß von diefen Dingen
bekannt zu gebenr etc. Dabei dachte Dürer insbefondere,
wie xdie Länder fo dem Türken gelegen find, {ich vor
deffelben Gewalt und Gefchofs erretten möchtem zwei
Jahre, bevor Sultan Suleiman gegen Wien heranzog und
Luther feine wHeerpredigt wider den Türkem ausgehen liefs.
S0 fein reagierte die Vaterlandsliebe in Dürer! Das Werk,
dem eine Abhandlung über den Bau von Bafleien als Ein-
leitung vorangeht, zerfallt in fechs Abfchnitte. Die erften
drei enthalten je eine Manier, Bafteien zu bauen; der vierte
Abfchnitt handelt über die Befefiigung eines Schloffes, der
fünfte über die eines Paffes mittelft einer wClaufenr, der
fechfte endlich über die fortificatorifche Sicherung einer um-
mauerten Stadt. Als Anhang zu letzterem giebt Dürer
noch eine Lafettenconflruction. Das Werk iPc mit vortreff-
lichen grofsen Holzfchnitten verziert, davon das Titelbild
die Wappen König F erdinands zeigt. Soweit an den
maffiven Bollwerken Zierglieder zur Geltung kommen, ge-
hören diefelben der Renaiffance an. Das Verhältnifs Dürers