XII.
grofsen
Die
Gemälde.
urfprünglichen Entwurf des Meifiers und in der Ausführung
der Köpfchen, Haare und Hände fogar die unverkennbaren
Spuren feiner eigenen Hand. Insbefondere weift das wohl-
getroffene, vortrefflich charakterifierte Bildnifs Jakob Hellers
auf Dürer hin. Das Köpfchen, welches unfer Holzfchnitt,
fo gut es die Hilfsmittel erlaubten, in der Gröfse des Ori-
ginales wiedergiebt, hat für einen fchlichten Bürger jener
Tage etwas Ueberrafchendes. Ein Hang zum Idealen und
zur Grübelei, eine gewiffe Vertrautheit mit felbflgefchaffenen
Seelenleiden liegt in diefen feinen Zügen. Gewifs, der
hagere Mann hat Leidenfchaft und ift nicht leicht zu be-
friedigen; zugleich aber zeigt {ich auch genug von haftiger
Aengftlichkeit, dafs wir es begreifen, wie der Briefwechfel
mit ihm Dürers Geduld auf eine harte Probe Ilellte. Er
kniet da in einer fchwarzen Seidenfchaube, deren Schnitt
mit Dürers eigenem Feftgewande grofse Aehnlichkeit hat,
und hält die Kappe über den gefalteten Händen, dafs blos
die obenaufliegenden Daumen fichtbar fmd, genau fo, wie
der Stifter Landauer auf dem Allerheiligenbilde.
Ueber die grau in grau gemalten Aufsenfeiten der
Altariiügel war man die längfle Zeit im Irrthume. Schon
Sandrart fah zwei dem Mathaeus Grunewald zugefchriebene
Arbeiten dafür an, welche mit dem Hellenfchen Altar gar
nichts gemein haben. Erft in unferen Tagen flnd die echten
Theile der Aufseniiügel wieder entdeckt worden, und die-
felben finden {ich nun wieder mit dem Altare im Saalhof
vereinigt. Die Aufsenfeite des Altares war demnach in vier
gleichgrofse Felder getheilt, oder jeder Flügel quer in die
Hälften, von denen jede, grau in grau gemalt, die Geflalten
zweier Heiligen darflellt; und zwar zur Rechten oben zwei
heilige Könige, darunter einen Heiligen mit einem Vogel
auf der Schulter, vermuthlich St. Thomas von Aquino und
St. Chriftoph, und diefen gegenüber links die Apofielfürften
Peter und Paul. Die Tafel, welche das obere Feld zur
Linken ausfüllte, fehlt bisher, fie enthielt vielleicht den dritten
heiligen König und St. Iofeph. Mit genauer Angabe der