XVillkfn;
Naturalismus.
311
Dürers Hand, doch mit der falfchen Jahreszahl 1513 findet
{ich auf einem Blatte in der Helleffchen Sammlung auf der
königlichen Bibliothek zu Bamberg. Dann folgt das Denk-
mal auf den Sieg über auffländifche Bauern, das {ich aus
lauter ländlichen Gefafsen und Geräthfchafterl zufammen-
fetzt; es trägt als Bekrönung, über einer Hühnerfteige auf
einem Schmalztopfe fitzend, einen trauernden, vom Schwerte
durchbohrten Bauern. Vortrefflich entworfen ift eine Gruppe
gefeffelten Viehes, welche um den Fufs diefes Denkmales
angeordnet ift: Schafe, Schweine und zwei Rinder, nament-
lich die letzteren fehr gefchickt verkürzt und ungleich natur-
wahrer als alle früheren Darftellungen der Art. Der Ent-
wurf dazu in Federzeichnung befindet {ich im Britifchen
Mufeum. Endlich giebt Dürer demjenigen, welcher einem
Trunkenbold auf fein Grab ein Denkmal aufrichten wollte,
folgendes böfe Recept: xErfilich fein Grab (eine Art Sarko-
phag), daran ein Epitaphium machen, das die Wolluft mit
Gefpött lobet, und auf das Grab eine Biertonne aufrecht
ftellen und oben mit einem Brettfpiel zudecken; darauf zwei
Schüffeln übereinander fiürzen, darin wird Frefferei fein,
darnach auf der oberen Schüffel Boden geftellt einen weiten
niederträchtigen Bierkrug mit zwei Handhaben; das decke
mit einem Teller zu und ftürze darauf ein hohes umgekehrtes
Bierglas und fetze auf des Glafes Boden ein Körblein mit
Brod, Käfe und Buttere.
In der That zu gute Scherze, als dafs man fie ernft-
haft nehmen follte! Man täufchte fich denn doch, wenn
man glaubte, Dürer hätte einen, etwa an ihn gelangenden
Auftrag wirklich in folcher Weife ausgeführt. Das find
Producte des trockenen Verftandes und eines eben fo
trockenen Humors, die mit den freien Kunftfchöpfungen
wenig gemein haben. Auch ift nicht etwa anzunehmen,
dafs die Phantafle und Empfindung Dürer in feinen letzten
Jahren für derlei Zierwerk verfagt habe. Statt jeder Ein-
wendung gegen diefe Annahme diene die beifolgende Ab-
bildung einer Zeichnung in der k. k. Ambrafer Sammlung